Berlin, 15.10.2024 - Sie entgiftet den Körper und wandelt Bestandteile aus der Nahrung in wertvolle Nährstoffe um: Die Leber gehört zu den wichtigsten Organen des Körpers. Auf dieser Seite erfahren Sie alles über Aufgaben der Leber, die Leberfunktion und Leberentgiftung.
Wo sitzt die Leber?
Die Leber ist eines unserer größten Organe und wiegt etwa anderthalb Kilogramm. Sie liegt hinter den Rippen und unter dem Zwerchfell. Mit jedem Atemzug bewegt sie sich mit – beim Einatmen nach unten und beim Ausatmen nach oben.
Leber: Anatomie aus Lappen und Läppchen
Die Leber besteht aus dem rechten und dem linken großen Leber-Lappen sowie zwei kleineren Lappen. Beide Leber-Lappen sind aus 1 bis 1,5 Millionen winziger sechseckiger Leber-Läppchen aufgebaut. Unter dem Mikroskop sehen sie aus wie Bienenwaben.
Pro Minute fließen etwa 1,5 Liter Blut durch die Leber. Innerhalb einer Stunde sind das rund 90 Liter und fast 2.000 Liter pro Tag. Da der Mensch durchschnittlich fünf bis sechs Liter Blut hat, fließt die Gesamtblutmenge etwa 350- bis 400-mal täglich durch die Leber. Die Leberarterie liefert sauerstoffreiches Blut vom Herzen. Über die Pfortader – eine Vene – gelangt nährstoffreiches Blut aus den Verdauungsorganen in die Leber.
Was macht die Leber?
Die Leber spielt eine wichtige Rolle bei der Verdauung. Sie verarbeitet Nährstoffe und speichert diese. Auch Entgiftung gehört zu den Aufgaben der Leber.
Warum ist Alkohol schlecht für die Leber?
Der Alkohol, den wir trinken, wird in der Chemie als Ethanol bezeichnet. Bei der Umwandlung von Alkohol durch Enzyme entsteht ein Abbauprodukt von Ethanol – das Acetaldehyd. Dieses wird anschließend durch ein zweites Leberenzym in Essigsäure umgewandelt, die der Körper ausscheidet. Acetaldehyd sorgt auch für den Kater am Morgen danach.
Mit kleinen Mengen Alkohol kann die Leber meist gut umgehen – große Mengen davon schädigen aber ihre Zellfunktion. Die Leber baut Alkohol nur langsam ab, nämlich je zehn Kilogramm Körpergewicht etwa ein Gramm Alkohol pro Stunde.
Ein großes Bier von 0,5 Litern enthält etwa 20 Gramm Alkohol. Bei einer Person, die 70 Kilogramm wiegt, würde es also knapp drei Stunden dauern, bis der Alkohol vollständig umgewandelt ist.
Wenn die Leber Alkohol abbaut, bildet sich dabei unter anderem auch Fett. Dieses wird nicht nur im Bauch gelagert, sondern auch in der Leber selbst. Es entsteht die sogenannte Fettleber, das Frühstadium einer Lebererkrankung. Langfristig kann Alkohol dazu führen, dass die Leber ihre Funktion nicht mehr richtig erfüllt. Bei alkoholbedingten Lebererkrankungen ist der wichtigste Schritt in der Behandlung, keinen Alkohol mehr zu trinken.
Welche Leberkrankheiten gibt es?
Bekannte Erkrankungen der Leber sind die Fettleber, Leberentzündung (Hepatitis), die Leberzirrhose und Leberkrebs.
Von einer Fettleber spricht man, wenn sich Fetttröpfchen in den Leberzellen ablagern. Mögliche Ursachen sind starkes Übergewicht oder übermäßiger Alkoholkonsum.
Bei Hepatitis handelt es sich um Entzündungen der Leber, die etwa durch Viren, Bakterien, Gifte, Medikamente oder zu viel Alkohol ausgelöst werden.
Bei chronischer Hepatitis können Leberzirrhose oder Leberkrebs als Folge auftreten.
Bei der Leberzirrhose werden die Leberläppchen und Gefäße nach und nach zerstört. Zurück bleibt knotiges Narbengewebe, sodass die Leber immer weniger in der Lage ist, ihre Funktionen zu erfüllen. Hauptursache der Leberzirrhose ist ein langjähriger übermäßiger Alkoholkonsum.
Viele Leberkrankheiten bleiben lange unbemerkt. So verursacht eine kranke Leber keine Schmerzen oder andere klare Symptome.
Leber entgiften: Was kann ich tun?
Im Internet finden sich zahlreiche Mittel, Diäten und Leberkuren, die die Leber angeblich reinigen. Da die Leber sich selbst entgiftet, benötigt sie in der Regel keine Leberentgiftungskur. Um die Leber gesund zu halten, sollte man ihr Zeit geben, Giftstoffe abzubauen.
Folgende Empfehlungen für eine gesunde Leber sind wissenschaftlich belegt:
- Trinken Sie möglichst wenig Alkohol. Bei Frauen steigt das Risiko für Leberkrankheiten, wenn sie 20 Gramm Alkohol pro Tag oder mehr trinken (also etwa 0,5 Liter Bier). Bei Männern ist das Risiko ab 40 Gramm Alkohol pro Tag erhöht.
- Achten Sie auf ein gesundes Körpergewicht. Dadurch beugen sie auch ungesunden Fettansammlungen in der Leber vor.
- Ernähren Sie sich ausgewogen und treiben Sie regelmäßig Sport.
- Lassen Sie Vorerkrankungen wie Diabetes oder erhöhte Blutfettwerte behandeln.
Mariendistel: Leber entgiften mit pflanzlichen Arzneimitteln?
Mariendistel (Silybum Marianum) wird als pflanzliches Heilmittel gegen Lebererkrankungen beworben. Ihr wird nachgesagt, dass sie die Leber schützt und reinigt. Bisher gibt es keine wissenschaftlichen Belege für diese Behauptungen. Verschiedene Studien haben untersucht, ob Arzneimittel mit Mariendistel sich günstig bei Fettleber oder Hepatitis auswirken. Nur wenige von ihnen belegen einen kleinen Effekt von Mariendistel – diese Studien weisen jedoch Mängel in der Vorgehensweise auf. Ihre Ergebnisse sind deshalb nicht vertrauenswürdig. In Studien von guter Qualität war Mariendistel nicht wirksamer als eine Scheinbehandlung mit Placebo.
In den Studien wurden pflanzliche Arzneimittel mit Mariendistel untersucht. Apotheken und Drogeriemärkte bieten auch frei verkäufliche Mittel mit Mariendistel an. Häufig handelt es sich dabei um Nahrungsergänzungsmittel und nicht um Arzneimittel. Nahrungsergänzungsmittel sind nicht dazu gedacht, Krankheiten oder Beschwerden zu behandeln.
Was sind Warnsignale der Leber?
Erkrankungen der Leber machen sich häufig erst bemerkbar, wenn sie schon weit fortgeschritten sind. Ein Grund dafür ist, dass die Leber selbst nicht schmerzempfindlich ist.
Ein weiterer Grund ist, dass frühe Symptome von Lebererkrankungen häufig gar nicht mit der Leber in Verbindung gebracht werden. Virushepatitis beispielsweise verläuft in vielen Fällen völlig ohne Symptome. Das eindeutigste Symptom, das bei dieser Erkrankung auftreten kann, ist die Gelbsucht, bei der sich das Weiß der Augen, die Haut und die Schleimhäute gelblich verfärben. Eine Leberentzündung macht sich bisweilen aber auch mit grippeartigen Symptomen bemerkbar, etwa Fieber, Bauchschmerzen, Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall.
Viele Menschen mit einer Fettleber zeigen meist keine Symptome, am ehesten noch Schmerzen im oberen Bauch. Mit fortschreitender Erkrankung kann zu den Oberbauchschmerzen noch eine Leistungsminderung dazu kommen.
Ein frühes Anzeichen für Lebererkrankungen können veränderte Leberwerte sein, die bei einer Blutuntersuchung festgestellt werden.
Wächst die Leber nach?
Die Leber ist das einzige Organ, das nachwachsen kann. Entfernt man bei einer Operation Teile der Leber, hat sie nach etwa sechs Monaten wieder ihre Ursprungsgröße erreicht. Deshalb sind bei Organspenden der Leber Lebendspenden möglich.