Berlin, 18. Juni 2020 – Es kursieren viele Irrtümer über gesunden Schlaf und Schlaflosigkeit. Wie viele Stunden Schlaf reichen aus? Kann man Schlaf nachholen? Und ist der Mittagsschlaf wirklich gesund? Die Stiftung Gesundheitswissen geht den häufigsten Mythen auf den Grund und klärt darüber auf, welche Schlafmythen stimmen und welche nicht. Dazu haben wir uns die aktuelle Studienlandschaft angeschaut.
Wer kennt es nicht? Man liegt nachts hellwach im Bett und kann nicht schlafen. Im Kopf kreisen die Gedanken und Ärger kommt auf, weil man ja mindestens sieben Stunden schlafen soll, um für den nächsten Tag fit zu sein. Aber stimmt dieser Mythos überhaupt? Was sagen die Studien dazu?
Beobachtungen haben zwar gezeigt, dass Menschen in Mitteleuropa im Durchschnitt sieben Stunden in der Nacht schlafen. Das bestätigt aber nicht, dass jeder Mensch nach sieben Stunden Schlaf wach und ausgeruht ist. Wie lange jeder Einzelne in der Nacht schläft, ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich.
Schlafforscher geben zu bedenken, dass entscheidend bei der Beurteilung der nächtlichen Schlafdauer ist, wie fit und erholt sich Menschen am nächsten Tag fühlen. Von daher trifft die pauschale Aussage, sieben bis acht Stunden Schlaf seien optimal, um am nächsten Tag fit und ausgeruht zu sein, so nicht zu.
Während sich die jüngere Generation noch einmal im Bett umdreht, haben die älteren Mitmenschen bereits gefrühstückt, den Hausputz erledigt und einen Spaziergang gemacht. Diese Erzählung passt in ein gängiges Klischee, welches besagt, dass ältere Menschen weniger schlafen als jüngere. Aber was ist dran an diesem Mythos?
Beobachtungen haben gezeigt, dass das Alter durchaus Einfluss auf die Länge sowie den Rhythmus des Schlafes haben kann. Verschiedene Untersuchungen deuten darauf hin, dass ältere Menschen zwar nicht weniger Schlaf benötigen als jüngere, es fällt ihnen aber nicht immer leicht, ausreichend Schlaf zu erreichen. Krankheiten nehmen zu und der nächtliche Schlaf wird unruhiger. Mit zunehmendem Alter wacht man daher häufiger auf – etwa durch Toilettengänge oder krankheitsbedingte Beschwerden.
Zudem pflegen ältere Menschen teilweise einen anderen Schlafrhythmus als jüngere. Sie gehen früher ins Bett und stehen auch früher wieder auf. Hinzu kommt oftmals der Mittagsschlaf. Denn es gibt keine Kinder mehr, die betreut werden müssen oder keine Arbeit, der nachgegangen werden muss. Allerdings gibt es auch hier keine Pauschalaussage. Denn Untersuchungen weisen darauf hin, dass das Schlafprofil älterer Menschen sehr unterschiedlich sein kann. Es gilt: Auch hier müssen generelle Aussagen mit Vorsicht betrachtet werden.
Am Wochenende oder in den Ferien ein wenig Schlaf nachholen. Dieses Ziel setzen sich viele Menschen. Aber was ist dran am Mythos, dass man versäumten Schlaf einfach nachholen kann? Was sagen die Studien?
In der Wissenschaft ist man sich einig, dass zu wenig Schlaf in der Nacht zu Müdigkeit und Leistungseinschränkungen am nächsten Tag führen kann. Langfristig kann Schlafmangel sogar zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.
Laut Schlafmedizinern ist es in der Regel nicht möglich, den Schlafmangel der vergangenen Nacht wieder rückgängig zu machen. Insbesondere nicht, wenn es sich um Personen handelt, die täglichen Verpflichtungen wie etwa Beruf oder Kindererziehung nachgehen müssen. Inwieweit langfristiger Schlafmangel nachgeholt werden kann, um die Folgen zu minimieren, kann auf Basis der vorhandenen Studien zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantwortet werden.
In Spanien machen sie Siesta, in Japan Inemuri und in Deutschland erfreut sich der Mittagsschlaf großer Beliebtheit - auch wenn es heißt, er sei ungesund. Aber was sagen die Studien zu diesem Mythos?
Ein Review, in dem mehrere Studien zum Thema zusammengefasst wurden, zeigt, dass ein Mittagsschlaf sich positiv auf das Befinden und die Leistungsfähigkeit auswirkt. Daher stimmt der Mythos, dass Mittagsschlaf gesund sei.
Allerdings sollte der Schlaf am Mittag nicht zu lang sein: Ein „Power Nap“ zwischen 10 und 20 Minuten wird als ideal erachtet, um nach einem Mittagsschlaf wieder schnell wach und leistungsfähig zu sein. Menschen, die unter einer Schlafstörung leiden, wird dagegen von einem Mittagsschlaf abgeraten, da sich dadurch das Bedürfnis, am Abend zu schlafen, verringern kann.
Noch einmal schnell ins E-Mail-Postfach schauen bevor man die Augen zu macht oder zum Einschlafen noch eine gute Dokumentation anschauen. Das machen viele Menschen, obwohl es heißt, das blaue Licht von den Handy- oder Laptopdisplays halte uns wach.
Doch ein Blick in die aktuelle Studienlandschaft zu diesem Thema zeigt, dass es derzeit keinen wissenschaftlichen Nachweis dafür gibt, dass blaues Licht uns wachhält. Denn: Bislang wird aus den Studien nicht klar, was genau uns wachhält: Ist es das blaue Licht oder Licht im Allgemeinen? Wissenschaftler geben darüber hinaus zu bedenken, dass auch die Inhalte, die wir auf den Bildschirmen sehen, uns so sehr interessieren, aufregen oder aufwühlen, dass wir deswegen nicht schlafen können.
Es ist einer der bekanntesten Schlafmythen: Der beste Schlaf ist der vor Mitternacht – so sagt man zumindest. Aber stimmt das wirklich oder bleibt es ein Mythos?
Viele Schlafstudien legen nahe, dass der Mythos, der beste Schlaf sei der vor Mitternacht, nur teilweise wahr ist. Belegt ist, dass der Anteil des sogenannten Tiefschlafes zu Beginn des Schlafens am größten ist und im Verlauf des Schlafens abnimmt. Dagegen nimmt zum Morgen hin der sogenannte Rapid-Eye-Movement-Schlaf (REM-Schlaf) zu, der sich durch viele Träume auszeichnet. Im Gegensatz zum Tiefschlaf, ist der REM-Schlaf mit unserer „inneren Uhr“, die einem circa 24-stündigen Rhythmus unterliegt, gekoppelt.
Es ist also egal, ob eine Person um 22.00 Uhr oder erst um 00.30 Uhr ins Bett geht, wichtig für die Erholung ist, dass sie ausreichend Tiefschlaf erhält. Wahr daran ist: Gehen wir erst in den frühen Morgenstunden ins Bett, also dann, wenn es bald hell wird, ist der Anteil unseres Tiefschlafes deutlich reduziert und der REM-Schlaf überwiegt.