Berlin, aktualisiert am 12. Mai 2022 – Rauchen kann nicht nur Lungenkrebs und Gefäßleiden verursachen, es gehört auch zu den vermeidbaren Gesundheitsrisiken. Im Vergleich zu manch anderem europäischen Land wird in Deutschland deutlich mehr geraucht. Noch setzt Deutschland nicht alle Instrumente für eine wirksame Tabakkontrolle in vollem Umfang um. Ein Überblick zum Stand der Tabakkontrolle in der Bundesrepublik.

In Deutschland rauchen etwa 23 Prozent der Bevölkerung täglich. Zum Vergleich: In Schweden sind es nur 7,5 Prozent. Es ist schwer, die genaue Ursache für die Unterschiede auszumachen. Ein Grund aber könnte die strengere Tabakkontrolle in Schweden sein.

Unter Tabakkontrolle sind vor allem politische Maßnahmen zu verstehen, die Nichtraucher schützen und den Tabakkonsum verringern sollen. Ein zentrales Anliegen der Tabakkontrolle ist, Jugendliche davon abzuhalten, mit dem Rauchen anzufangen. Das ist besonders wichtig, weil die Tabakindustrie unter anderem durch gezielte Werbung versucht, Jugendliche als Neukonsumenten zu gewinnen. Das durchschnittliche Einstiegsalter liegt in Deutschland bei knapp 15 Jahren. Bei den 12- bis 17-jährigen ist seit 2001 ein starker Rückgang des Rauchens zu erkennen.

Welche Maßnahmen zur Tabakkontrolle gibt es? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Erhöhung der Preise z.B. durch höhere Steuern Rauchverbote an öffentlichen Plätzen und am Arbeitsplatz Bessere Verbraucherinformationen Verbot von Tabakwerbung Warnungen auf den Zigarettenpackungen Förderung von Rauchentwöhnung

Wie steht es um die Tabakkontrolle in Deutschland? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Deutschland schneidet hinsichtlich der Maßnahmen zur Tabakkontrolle im europäischen Vergleich seit einigen Jahren schlecht ab und belegte 2019 sogar den letzten Platz. Dies liegt insbesondere daran, dass Deutschland das einzige europäische Land ist, in dem Außenwerbung für Tabakprodukte noch erlaubt war. Mit dem neuen Tabakwerbeverbot wird sich das ab 2021 schrittweise ändern.

Tabakkontrollen in Europa
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Ergebnisse der Studie "Tobacco Control Scale" 2020

Die Tabakkontrolle in Deutschland begrenzt sich im Wesentlichen auf folgende Punkte:

  • Preiserhöhung: Seit Januar 2022 sind Zigaretten in Deutschland teurer geworden: Der Packungspreis steigt um durchschnittlich 10 Cent. Grund dafür ist eine Erhöhung der Tabaksteuer, die vom Bundesministerium für Finanzen beschlossen wurde. Demnach soll die Steuer in den kommenden Jahren noch weiter steigen. Davor wurde die Tabaksteuer zuletzt im Jahr 2015 angehoben.
  • Rauchverbot in gastronomischen Betrieben: In Deutschland wird in jeder dritten Gaststätte geraucht. Lediglich Bayern, Nordrhein-Westfalen und das Saarland haben einen umfassenden Nichtraucherschutz. In allen anderen Bundesländern darf in gastronomischen Betrieben laut Ausnahmeregelungen geraucht werden.
  • Werbeverbot: Das Tabakerzeugnisgesetz von 2016 verbietet das Bewerben von Tabak in Print, Radio, Fernsehen und Internet. Darüber hinaus sind grenzübergreifendes Sponsoring von Hörfunk- und Fernsehsendungen sowie irreführende Werbung verboten. Seit 2021 ist Kinowerbung fürs Rauchen nicht mehr erlaubt, wenn ein Film für unter 18-Jährige freigegeben ist. Zudem ist das Verteilen von Gratisproben außerhalb von Fachgeschäften – etwa bei Musikfestivals – und von Tabakprodukten als Gewinne bei Preisausschreibungen verboten. Seit 2022 gilt in Deutschland ein neues Werbeverbot, zunächst für herkömmliche Tabakprodukte. Ab 2023 soll es auch für Tabakerhitzer und ab 2024 für E-Zigaretten gelten. Davon ausgenommen sind Tabakfachgeschäfte, an denen derartige Werbung angebracht werden darf.
  • Bebilderung auf Zigarettenschachteln: Seit 2016 sind in Deutschland die so genannten Schock- oder Ekelbilder auf Zigarettenschachteln und Tabakverpackungen verpflichtend.

Auch das Verbot von Rauchen im Auto bei Anwesenheit von Kindern und Schwangeren wird bereits seit mehreren Jahren diskutiert, um Kinder und Ungeborene vor Passivrauch zu schützen. In vielen anderen europäischen Ländern wie Finnland, Frankreich, Großbritannien und Italien ist dies bereits gesetzlich geregelt. Etwa 72% der deutschen Bevölkerung sind für ein Rauchverbot im Auto zum Schutz von Kindern.

Bewertung der Bevölkerung von Tabakkontrollen
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Ergebnisse der deutschen Befragung zum Rauchverhalten (DEBRA) 2018

Wie ist das Rauchverbot in Deutschland geregelt? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

In Deutschland regelt das Bundesnichtraucherschutzgesetz (BNichtrSchG) das Rauchverbot in Einrichtungen des Bundes und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Zudem geben jeweils die Länder Gesetze zum Nichtraucherschutz heraus. Hier wird unter anderem das Rauchen in öffentlichen Gebäuden und in Gaststätten untersagt. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass in einigen Bundesländern Sonderregelungen gelten. So gibt es beispielsweise Ausnahmeregelungen für „getränkegeprägte Einraumgaststätten“. Eine Gaststätte kann demnach als „Rauchergaststätte“ gekennzeichnet werden, wenn die Fläche des Gastraumes weniger als 75 Quadratmeter beträgt, Personen unter 18 Jahren der Zutritt verwehrt ist und keine vor Ort zubereiteten Speisen angeboten werden.

Durch zum Teil großzügige Parteispenden und Sponsoring versucht die Tabakindustrie Einfluss auf die Politik zu nehmen. Dies könnte mit ein Grund sein, weshalb in Deutschland in puncto Tabakkontrolle in den letzten Jahren wenig passierte. Die deutsche Bevölkerung steht Rauchverboten jedenfalls größtenteils positiv gegenüber.

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