Hinführung
Antibiotika sind Medikamente, die bei bakteriellen Krankheiten eingesetzt werden, da sie Bakterien töten oder ihre Vermehrung hemmen. Sie können bei Erkrankungen durch Bakterien die Genesung beschleunigen und sogar Leben retten. Antibiotika wirken jedoch nicht bei Infektionen, die durch Viren oder Pilze ausgelöst werden, wie z. B. bei Grippe oder Fußpilz.
Durch Bakterien verursachte Krankheiten sind zum Beispiel bakterielle Lungenentzündungen oder Harnwegs-Entzündungen. Schwere bakterielle Infektionen betreffen die Blutbahn, die Hirnhäute und das Herz. Auch Keuchhusten wird z.B. durch Bakterien verursacht.
Antibiotika-Resistenz
Antibiotika-Resistenz beschreibt die Widerstandsfähigkeit eines Bakteriums gegen die Wirkung von Antibiotika. Resistente Bakterien, man sagt auch unempfindliche Bakterien, werden durch Antibiotika nicht mehr abgetötet oder in ihrem Wachstum nicht ausreichend gehemmt.
Die Entstehung von Antibiotika-Resistenzen ist an sich ein natürlicher Prozess. Dabei wirken verschiedene Mechanismen.
Natürliche Resistenz-Bildung
- Veränderung des Erbgutes (Genmutation): Wenn sich Bakterien vermehren, kann es natürlicherweise zu Veränderungen im Erbgut kommen. Diese verleihen dem Bakterium neue Eigenschaften, die entweder Vorteile oder Nachteile für sein Überleben haben. Manche dieser Eigenschaften machen das Bakterium unempfindlich gegenüber dem Wirkmechanismus des Antibiotikums.
- Weitergabe von Erbgut: Bakterien können Teile ihres Erbguts untereinander austauschen. So werden auch Veränderungen des Erbguts übertragen, die die Bakterien unempfindlich gegen ein Antibiotikum machen.
Beide Mechanismen sorgen dafür, dass sich nach einer gewissen Zeit ganz natürlich Resistenzen gegen ein Antibiotikum ausbilden.
Wenn Antibiotika eingesetzt werden, haben resistente Bakterien einen Vorteil gegenüber nichtresistenten Bakterien. Während Letztere abgetötet oder in ihrem Wachstum gehemmt werden, können resistente Bakterien die Antibiotikagabe überleben und sich weiter vermehren und ausbreiten. Je mehr resistente Bakterien es gibt, desto größer ist das Risiko Einzelner, sich mit ihnen anzustecken. So erkranken von Jahr zu Jahr Menschen an Infektionskrankheiten, die durch resistente Bakterien verursacht wurden.
Um diese Entwicklung einzuschränken, ist ein verantwortungsvoller Einsatz von Antibiotika notwendig.
Für einen verantwortungsvollen Einsatz von Antibiotika ist es wichtig, dass sie nur dann eingesetzt werden, wenn es wirklich angezeigt ist – das heißt, wenn die Ärztin oder der Arzt eine Krankheit festgestellt hat, die durch Bakterien ausgelöst wurde und mit Antibiotika behandelt werden muss. Eine unnötige Einnahme von Antibiotika kann Resistenzen gegen Antibiotika fördern und so letztendlich dafür sorgen, dass bei gefährlichen Erkrankungen kein wirksames Antibiotikum mehr zur Verfügung steht.
Als multiresistente Erreger werden Bakterien bezeichnet, bei denen mehrere Antibiotika gleichzeitig unwirksam sind. Diese Bakterien sind also unempfindlich gegen verschiedene Antibiotika.
Bei einer Infektion durch einen multiresistenten Erreger ist die Behandlung mit Medikamenten (Antibiotika) schwieriger und kann länger dauern. Zudem können so Infektionen, die bisher gut zu behandeln waren, lebensbedrohlich werden. Um ein geeignetes Antibiotikum zu finden, wird eine Laboruntersuchung durchgeführt. Die Probe dafür wird entweder durch Entnahme einer Körperflüssigkeit, wie z. B. Blut oder Urin, oder eines Abstrichs von dem infizierten Körperteil gewonnen. Im Labor wird bestimmt, welche Antibiotika gegen die Bakterie noch wirken (Antibiotika-Resistenzprofil). Mit Hilfe dieser Informationen kann der Arzt oder die Ärztin die anfängliche Antibiotika-Behandlung umstellen oder erweitern, damit die Infektion ausheilen kann.
Der bekannteste multiresistente Erreger ist MRSA (= Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus). MRSA-Bakterien können zum Beispiel die Haut oder Schleimhäute besiedeln, ohne eine Erkrankung hervorzurufen. Häufig sind MRSA-Bakterien in der Nase, im Rachen oder in der Leistengegend nachweisbar. Eine Infektion entsteht aber meistens erst, wenn die MRSA-Bakterien über Wunden in den Körper gelangen.
In letzter Zeit werden auch mehr Keime entdeckt, die auf die meisten der bekannten Antibiotika nicht mehr ansprechen. Dazu gehören beispielsweise bestimmte Tuberkulose-Erreger. Hier spricht man von extrem resistenten Bakterien (Extensively Drug Resistant [XDR] Bacteria). Krankheiten, die durch solche Erreger verursacht werden, sind nur noch äußerst schwer behandelbar.