Studiencheck

Reicht die Basistherapie nicht aus, um die Blutzuckerwerte zu senken, können zusätzlich Diabetes-Medikamente in Betracht gezogen werden. In der Regel beginnt man mit dem Medikament Metformin. Lassen sich auch dadurch die Behandlungsziele nicht erreichen, können weitere Medikamente hinzukommen – zum Beispiel Empagliflozin. Es wird zusätzlich zu Metformin eingenommen. Bei manchen Menschen kann die Diabetes-Behandlung auch direkt mit der Kombination aus Empagliflozin und Metformin beginnen. Das sind zum Beispiel Menschen mit Diabetes, die zusätzlich eine Herz-Kreislauf-Erkrankung haben.

Empagliflozin ist ein Diabetes-Medikament aus der Wirkstoffklasse der SGLT 2-Hemmer. Es blockiert ein spezielles Eiweiß in der Niere (SGLT-2) und sorgt dafür, dass mehr Zucker über den Urin ausgeschieden wird. Dadurch soll der Blutzuckerspiegel sinken. 

Welchen Nutzen hat eine zusätzliche Einnahme von Empagliflozin zu Metformin? Welche Nebenwirkungen können dabei auftreten? Wir haben uns die Studienlage für Menschen mit Diabetes Typ 2 angeschaut - in diesem Fall eine systematische Übersichtsarbeit aus vier randomisiert-kontrollierten Studien (RCTs).

Ausführlicher Studiencheck

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Eine systematische Übersichtsarbeit aus vier randomisiert-kontrollierten Studien (RCTs) hat untersucht, welchen Nutzen die Behandlung mit Empagliflozin zusätzlich zu Metformin für Menschen mit Diabetes Typ 2 hat. Die teilnehmenden Personen wurden dazu in zwei Gruppen aufgeteilt: 

  • Die eine Gruppe bekam Metformin und zusätzlich Empagliflozin in der Dosierung 10 mg oder 25 mg täglich.
  • Die Kontrollgruppe bekam Metformin und zusätzlich ein Scheinmedikament (Placebo). 

Nach 12 bis maximal 76 Wochen wurde überprüft, wie sich die zusätzliche Einnahme von Empagliflozin zu Metformin auf den HbA1c-Wert, den Blutdruck und das Körpergewicht der teilnehmenden Personen ausgewirkt hat. 

Die Ergebnisse

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Wie verändert die zusätzliche Behandlung mit Empagliflozin den HbA1c-Wert?

Personen, die Metformin und zusätzlich Empagliflozin (10 mg oder 25 mg) einnahmen, konnten ihren HbA1c-Wert stärker senken als Personen, die Metformin und das Scheinmedikament bekamen (Kontrollgruppe).

  • Bei Personen, die 10 mg Empagliflozin zusätzlich zu Metformin einnahmen, lag der HbA1c-Wert nach 12 bis 76 Wochen etwa 0,6 Prozentpunkte niedriger als bei Personen der Kontrollgruppe.
  • Bei Personen, die 25 mg Empagliflozin zusätzlich zu Metformin einnahmen, war der HbA1c-Wert nach 12 bis 76 Wochen etwa 0,7 Prozentpunkte niedriger als bei Personen der Kontrollgruppe.

Wie verändert die zusätzliche Behandlung mit Empagliflozin das Körpergewicht? 

Personen, die Metformin und zusätzlich Empagliflozin einnahmen, verloren mehr Gewicht als Personen, die Metformin und das Scheinmedikament bekamen (Kontrollgruppe).

  • Personen, die zu Metformin zusätzlich 10 mg Empagliflozin einnahmen, haben nach 12 bis 76 Wochen im Schnitt etwa 1,7 kg mehr abgenommen als Personen der Kontrollgruppe. 
  • Personen, die zu Metformin zusätzlich 25 mg Empagliflozin erhielten, haben nach 12 bis 76 Wochen im Schnitt etwa 2 kg mehr abgenommen als Personen der Kontrollgruppe. 

Beeinflusst die zusätzliche Einnahme von Empagliflozin den Blutdruck?

Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten. Bei Personen, die Metformin und zusätzlich Empagliflozin (10 mg oder 25 mg) einnahmen, ist der Blutdruck stärker gesunken als bei Personen der Kontrollgruppe. Die Studie beschreibt aber nicht, ob die Testpersonen auch Medikamente gegen Bluthochdruck bekamen. Daher sind die Ergebnisse in Hinblick auf den Blutdruck unklar. 

Kann die zusätzliche Einnahme von Empagliflozin die Sterblichkeit senken?

Diese Frage lässt sich derzeit nicht beantworten. Es wurden keine randomisiert-kontrollierten Studien gefunden, die dies im Vergleich zu alleiniger Metformin-Einnahme untersucht haben. 

Kann die zusätzliche Einnahme von Empagliflozin Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern?

Diese Frage lässt sich derzeit nicht beantworten. Es wurden keine randomisiert-kontrollierten Studien gefunden, die dies im Vergleich zu alleiniger Metformin-Einnahme untersucht haben. 

Schaden der Behandlungsmethode Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Welche Nebenwirkungen können durch die zusätzliche Einnahme von Empagliflozin auftreten? 

Die zusätzliche Einnahme von Empagliflozin führte teilweise zu unerwünschten Nebenwirkungen. Bei Personen, die 10 mg Empagliflozin und Metformin erhielten, traten häufiger Infektionen der Geschlechtsorgane (Genitalinfektionen) auf als bei der Kontrollgruppe. 

Bei Personen, die 25 mg Empagliflozin und Metformin einnahmen, traten insgesamt häufiger Nebenwirkungen auf als bei der Kontrollgruppe. Es wird nicht beschrieben, um welche Nebenwirkungen es sich dabei genau handelte. 

Mit Blick auf Unterzuckerungen, Harnwegsinfektionen oder schwerwiegende Nebenwirkungen gab es keine Unterschiede zwischen den Gruppen. Todesfälle gab es keine.

Beeinflusst die zusätzliche Einnahme von Empagliflozin die Cholesterinwerte? 

Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten. Personen, die Metformin und zusätzlich Empagliflozin einnahmen, hatten etwas höhere Cholesterinwerte (HDL und LDL) als die Kontrollgruppe. Allerdings bleibt ungewiss, ob die teilnehmenden Personen cholesterinsenkende Medikamente eingenommen haben. Auch die tatsächliche Bedeutung der sehr geringfügigen Erhöhung der beiden Cholesterin-Werte ist fraglich. 

Einschränkung der Ergebnisse Woher stammen die Informationen? Wie ist die Stiftung Gesundheitswissen bei ihrer Analyse vorgegangen?
Quellen Interessenkonflikte

Erstellt im Juli 2021. Nächste geplante Aktualisierung: Juli 2024.

Wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. Anke Steckelberg