Studiencheck

Sie sollen an die tägliche Bewegungseinheit erinnern, beim Sport Hilfestellung geben oder die Motivation steigern: Apps, also Anwendungen auf dem Smartphone. Manche dieser Apps sind an einen Fitness-Tracker gekoppelt, ein Messgerät am Handgelenk, das Körperfunktionen wie den Puls, die Geschwindigkeit oder die verbrauchten Kalorien aufzeichnet. Aber können Apps auf Dauer tatsächlich zu mehr Sport und Bewegung anregen? Wir haben uns randomisiert-kontrollierte Studien (RCTs) angeschaut, die sich dieser Frage widmen.

Was wurde untersucht? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

In elf randomisiert-kontrollierten Studien wurde untersucht, ob sich Menschen mehr bewegen, wenn sie Fitness-Apps verwenden. Hierzu bekam eine Personengruppe eine App oder eine App und einen Tracker zur Verfügung gestellt. Die Bewegungsdaten dieser Gruppe wurden anschließend mit denen einer Gruppe ohne App-Nutzung (Vergleichsgruppe) verglichen. Die Vergleichsgruppen erhielten stattdessen Informationen zu körperlicher Aktivität oder einem gesunden Lebensstil, eine minimale Hilfe (z. B. nur einen Schrittzähler) oder gar keine Alternativen.

Das Ausmaß an täglicher körperlicher Aktivität wurde in beiden Gruppen an verschiedenen Bewegungseinheiten erhoben, z. B. der Aktivitätszeit, der Gehdistanz oder der Schrittzahl. Zudem wurden in einem Teil der Studien die Motivation sowie die Lebensqualität der teilnehmenden Personen untersucht und miteinander verglichen.

Die Ergebnisse im Einzelnen

Mehr körperliche Aktivität durch eine Fitness-App? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Es liegt kein Hinweis darauf vor, dass die Verwendung einer Fitness-App oder eine Kombination aus Fitness-App und Tracker einen relevanten Einfluss auf das mittel- und längerfristige Ausmaß der regelmäßigen körperlichen Aktivität hat.

Bei kurzer Studiendauer (zwei bis zehn Wochen) scheinen sich App-Benutzerinnen und -benutzer mehr zu bewegen, bei längerer Studiendauer (bis zu zwölf Monaten) ist dies jedoch nicht mehr so. Dabei bestehen keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen, unterschiedlichen Altersgruppen oder Personen mit unterschiedlichem BMI.

Einfluss auf die Motivation: Die Motivation und Faktoren, die die Motivation beeinflussen, wurden lediglich in drei Studien erhoben: in zwei RCTs mit 128  bzw. 44 Teilnehmenden zu Fitness-Apps (ohne Tracker) und in einem RCT mit 130 Teilnehmenden zur Kombination aus Fitness-App und Tracker. Es zeigte sich jedoch kein relevanter Unterschied zwischen den Gruppen mit einer Fitness-App und den Kontrollgruppen ohne App. Das Vertrauen in die Ergebnisse ist jedoch aufgrund der methodischen Qualität und der geringen Teilnehmerzahl eingeschränkt. 

Einfluss auf die Lebensqualität: Nur in einem RCT mit 128 Teilnehmenden zu reinen Fitness-Apps und einem RCT mit 40 Teilnehmenden zu Fitness-Apps in Kombination mit Trackern wurde die gesundheitsbezogene Lebensqualität mittels eines Fragebogens erhoben. In einem RCT war nach acht Wochen ein Vorteil für die Fitness-App im Vergleich zu keiner App feststellbar. Im zweiten RCT wurde nach zwölf Wochen kein Unterschied in der Lebensqualität zwischen Personen mit und ohne Fitness-App plus Tracker berichtet. Das Vertrauen in die Ergebnisse ist jedoch aufgrund der minderen methodischen Qualität und der geringen Teilnehmerzahl eingeschränkt. 
 

Schadet die Nutzung von Fitness-Apps? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

In keiner der eingeschlossenen Studien über Fitness-Apps ohne Tracker wurden Ergebnisse zu Nebenwirkungen berichtet. In zwei der sechs randomisiert-kontrollierten Studien (RCTs) zu Fitness-Apps plus Tracker wurde berichtet, dass im Zusammenhang mit der App-Nutzung keine unerwünschten Ereignisse (Nebenwirkungen) auftraten, für die Kontrollgruppe wurden keine Angaben gemacht. In den übrigen vier RCTs wurden unerwünschte Ereignisse nicht untersucht.

Die geringe Studienanzahl reicht nicht aus, um verlässlich beurteilen zu können, ob unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit der Verwendung auftreten oder nicht.

Einschränkung der Ergebnisse 

Zwei RCTs waren von eher hoher, sechs von moderater und drei von geringer methodischer Qualität. Diese methodische Schwäche schränkt das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Ergebnisse ein. 

Die Ergebnisse gelten nur für die untersuchten Apps; ob sie auch für andere Apps gelten, ist nicht sicher. An den Studien teilgenommen haben erwachsene Personen mit Bewegungsmangel und ohne spezifische Erkrankungen (z. B. Diabetes Typ II  , kardiovaskuläre Erkrankungen, Krebserkrankungen oder Ähnliches). Ob die Ergebnisse auch für Personen ohne Bewegungsmangel oder mit spezifischen Erkrankungen gelten, ist unklar.

 

Weitere Informationen zu den Studien Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Wer hat an den Studien teilgenommen? Welche Apps wurden in den Studien verwendet? Quellen Interessenkonflikte

Die Informationen stellen keine endgültige Bewertung dar, sondern basieren auf den besten derzeit verfügbaren Erkenntnissen.

Erstellt im September 2021; nächste geplante Aktualisierung: September 2024
Wissenschaftliche Beratung: Univ.Ass. Mag.rer.nat. Thomas Semlitsch