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Was ist Parodontitis? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Parodontitis (umgangssprachlich auch Parodontose genannt) ist eine chronische Erkrankung, bei der es zu einer Entzündung des Zahnhalteapparats kommt. Im Verlauf der Erkrankung verlieren die Zähne zunehmend ihren Halt. Die Entzündung betrifft dabei alle Gewebe, die den Zahn im Kieferknochen verankern. 

Wird die Erkrankung nicht behandelt, kann sich die Entzündung ausbreiten. Infolgedessen können die Zähne an den betroffenen Stellen locker werden oder im schlimmsten Fall sogar ausfallen.

Wie ist der Zahn im Kiefer verankert? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Der Zahn wird durch den sogenannten Zahnhalteapparat (auch Zahnbett genannt) im Kiefer verankert. Der Zahnhalteapparat umfasst all die Gewebe, die den Zahn umgeben und im Kieferknochen festhalten. 
Dazu gehören verschiedene harte und weiche Bestandteile:

  • Das weiche Zahnfleisch
  • Das Wurzelzement: ein hartes Gewebe aus Mineralien und Bindegewebe; es überzieht die Zahnwurzel
  • Die Wurzelhaut: eine Art dünnes elastisches Tuch aus Bindegewebe
  • Das Knochenzahnfach, in dem der Zahn verankert ist

Der Zahnhalteapparat: Klicken Sie auf die folgende Grafik. Es öffnet sich eine Animation, die den Aufbau des Zahnhalteapparats zeigt. Wenn Sie auf die einzelnen Begriffe klicken, sehen Sie, welchen Teil sie bezeichnen.

Wie häufig kommt Parodontitis vor? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

In Deutschland waren in den letzten Jahren immer weniger Menschen von Parodontitis betroffen. Allgemein steigt die Häufigkeit (Prävalenz) der Parodontitis aber mit zunehmendem Alter. Kinder und Jugendliche erkranken in der Regel nur an einer Zahnfleischentzündung. Ab dem 45. Lebensjahr kommt es häufiger zu Parodontitis. 

Für Kinder gibt es keine aktuellen Zahlen zu Häufigkeit, da Parodontitis bei Kindern sehr selten auftritt. 

Zu anderen Altersgruppen liegen folgende Zahlen vor:

Männer haben im Vergleich zu Frauen häufiger eine stärker ausgeprägte Parodontitis.

Entstehung

Wie entsteht Parodontitis? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Bei chronischer Parodontitis wird der Zahnhalteapparat nach und nach abgebaut. Ursache der Erkrankung sind in der Regel krankmachende Bakterien im Zahnbelag (Plaque). Wird dieser Zahnbelag nicht regelmäßig entfernt, können sich das Zahnfleisch und der Zahnhalteapparat entzünden.

Generell ist Zahnbelag eine weiche, zähe Masse, die aus Bakterien, Bestandteilen des Speichels und Nahrungsresten besteht. Jeder Mensch hat Bakterien im Mund. In einem gesunden Mund sind die meisten Bakterien harmlos und befinden sich im Gleichgewicht mit der Umgebung des Mundraumes. Durch unzureichende Mundhygiene, aber auch durch andere Ursachen, kann dieses Gleichgewicht gestört werden, sodass sich die krankmachenden Bakterien im Mund vermehren. Es entsteht ein krankhafter Zahnbelag. Darauf reagiert der Körper mit einer Abwehrreaktion, einer Entzündung. Zunächst ist die Entzündung auf das Zahnfleisch begrenzt. Zahnfleischentzündung wird in der Fachsprache auch als Gingivitis bezeichnet.

Anfangs ist der Zahnbelag noch weich und lässt sich – etwa durch Zähneputzen – entfernen. Wird der Zahnbelag jedoch nicht beseitigt, verhärtet er: Es entsteht Zahnstein. Dieser fördert weiteren krankmachenden Zahnbelag, der wiederum zu einer stärkeren Entzündung führt, die dann nicht nur das Zahnfleisch, sondern den gesamten Zahnhalteapparat angreifen kann. 

Der Zahnstein kann nicht nur auf dem sichtbaren Teil des Zahns entstehen, sondern auch unterhalb des Zahnfleischrandes. Vor allem dieser Zahnstein unterhalb des Zahnfleischrandes gilt als Hauptursache der Parodontitis. 

Neben Zahnbelag gibt es auch andere Ursachen für die Entstehung von Zahnfleischentzündungen. Das Ausmaß der Ausbreitung und das Fortschreiten der Parodontitis hängen aber dennoch von dem Zahnbelag ab. Mögliche andere Ursachen sind: 

  • genetisch- oder entwicklungsbedingte Störungen
  • bestimmte Infektionskrankheiten, wie z. B. Tuberkulose oder Syphilis
  • Erkrankungen des Immunsystem
  • hormonelle (z.B. Schwangerschaft oder Pubertät) oder ernährungsbedingte (z.B. Vitamin-C-Mangel) Störungen oder Störungen des Stoffwechsels
  • Verletzungen, wie Wunden, Verätzungen oder Verbrennungen 

Bei guter Zahnpflege heilt eine beginnende Zahnfleischentzündung generell von alleine aus. Wenn der Zahnbelag jedoch nicht entfernt wird, kann die Entzündung voranschreiten. Breitet sie sich auf den Zahnhalteapparat aus, so kommt es zu Parodontitis: Die Teile des Zahnhalteapparates werden nach und nach zerstört. Der Zahn verliert an Halt und wird locker. Parodontitis heilt nicht mehr von alleine aus.

Was begünstigt das Entstehen von Parodontitis?  Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Eine Zahnfleischentzündung kann lange stabil bleiben, d. h. sich nicht weiter ausbreiten. Sie geht auch nicht bei allen Patientinnen und Patienten in Parodontitis über. Verschiedene Einflüsse können dazu beitragen, dass sich die Entzündung auf den Zahnhalteapparat ausbreitet und zu einer Parodontitis wird. Beispiele für solche Risikofaktoren sind folgende:

  • Kronen- oder Füllungsränder, die Form des Zahns oder Mundtrockenheit können dazu beitragen, dass sich viel Zahnbelag ansammelt oder dass sich der Zahnbelag bei der täglichen Mundhygiene nicht vollständig entfernen lässt. 
  • Rauchen kann das Zahnfleisch schädigen, fördert Entzündungen und gilt als einer der wichtigsten Risikofaktoren für Parodontitis. 
  • Diabetes mellitus: Man geht davon aus, dass erhöhte Blutzuckerwerte stärkere Entzündungsreaktionen begünstigen. 
  • Schwankende oder erhöhte Geschlechtshormonwerte: Vor allem in der Pubertät oder während der Schwangerschaft kann es zu plötzlichen starken Zahnfleischentzündungen kommen. 
  • Genetische Veranlagung: Manche Menschen sind von Natur aus anfälliger für Parodontitis als andere, trotz guter Mund- und Zahnhygiene. 
  • Manche Medikamente beeinflussen den Speichelfluss im Mund und haben damit Auswirkungen auf den Zahnbelag. Bestimmte Medikamente, wie einige Immunsuppressiva, führen unter Umständen auch zur übermäßigen Wucherung des Zahnfleisches. Bei schlechter Mundhygiene kann dies das Risiko für Parodontitis erhöhen oder das Fortschreiten der bereits bestehenden Parodontitis fördern. 
  • Bestimmte Erkrankungen des Blutes, wie z. B. akute oder chronische Leukämien, fördern mitunter Entzündungen des Zahnhalteapparates.

Symptome und natürlicher Verlauf von Parodontitis

In welchen Symptomen äußert sich Parodontitis?  Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Parodontitis verursacht am Anfang oft keine Beschwerden. Spürbare Symptome sind nicht eindeutig und denen einer „einfachen“ Zahnfleischentzündung ähnlich. Eine sichere Diagnose kann deshalb nur die Zahnärztin oder der Zahnarzt stellen. 

Mögliche Anzeichen für die Entzündung sind:

  • Geschwollenes Zahnfleisch
  • Gerötetes Zahnfleisch
  • Zahnfleischbluten oder ein veränderter metallischer Geschmack im Mund 
  • Schmerzen (u. a. beim Essen)
  • Mundgeruch

Erst wenn die Entzündung weiter vorangeschritten ist, kann sich das Zahnfleisch sichtbar zurückbilden und/oder sich vom Zahn ablösen, sodass Zahnfleischtaschen entstehen. Im schlimmsten Fall können sich Zähne lockern oder gar ausfallen.

Wie verläuft eine unbehandelte Parodontitis? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Am Anfang der Parodontitis lockert sich die Gewebeschicht, die sonst das Zahnfleisch an die Zahnoberfläche heftet. So entsteht eine Zahnfleischtasche. Darin breitet sich der Zahnbelag aus und verfestigt sich zu Zahnstein. Die Entzündung kann sich auf alle Bestandteile des Zahnhalteapparates ausdehnen. Der Zahnhalteapparat wird schrittweise abgebaut. Patienten spüren das daran, dass sich der Zahn lockert. Das Zahnfleisch kann sich zurückbilden. Der Knochen baut sich ab. Manchmal tritt auch Eiter aus den Zahnfleischtaschen aus. 

Unbehandelt führt eine Parodontitis im schlimmsten Fall dazu, dass der Zahn ausfällt. Wie schnell Parodontitis voranschreitet, ist unterschiedlich: Bei manchen Betroffenen verläuft die Erkrankung langsam, bei anderen dagegen schnell. Auch wenn Parodontitis nicht von allein ausheilt, so kann die Erkrankung für eine bestimmte Zeit stabil bleiben.

Was sind die Folgen von Parodontitis? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Parodontitis als Risikofaktor für andere Erkrankungen Soziale Folgen 

Prävention

Lässt sich Parodontitis vorbeugen?  Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Gesundes Zahnfleisch ist die wichtigste Voraussetzung, um Zahnfleischentzündungen vorzubeugen. Die wichtigste Maßnahme dabei ist, bakterielle Zahnbeläge und Zahnstein zu entfernen. 

Dabei kann man zwischen häuslichen und professionellen Maßnahmen unterscheiden: 

Häusliche Maßnahmen 
Weiche Zahnbeläge kann man zu Hause mit Handzahnbürsten oder elektrischen Zahnbürsten selbst entfernen. Die zahnärztliche Leitlinie empfiehlt dabei, dass beim Zahnarzt eine passende Putztechnik gezeigt wird. 

Der Bereich zwischen den Zähnen ist für Zahnbürsten nur schwer erreichbar. Dadurch bildet sich hier leicht Zahnbelag, der mitunter Entzündungen auslöst. Um diese Zahnzwischenräume zu reinigen, bieten sich spezielle Hilfsmittel wie zum Beispiel Zahnseide, Zahnzwischenraumbürsten oder medizinische Zahnstocher an. 

Ergänzend dazu gibt es auch sogenannte „chemische Hilfsmittel“, zum Beispiel frei verkäufliche antibakterielle Mundspülungen. 

Professionelle Maßnahmen 
Der Zahnarzt oder die Zahnärztin kann den harten Zahnstein oberhalb des Zahnfleischrandes mit speziellen Instrumenten entfernen. Je nachdem wie viel Zahnstein vorliegt, ist dies während einer Kontrolluntersuchung oder bei einem eigenen Behandlungstermin möglich. 
Zahnarztpraxen bieten auch die Professionelle Zahnreinigung (PZR) als unterstützende Methode an. Dabei werden unter anderem die Zahnbeläge mit verschiedenen Maßnahmen entfernt und die Zahnzwischenräume gereinigt. 

Überstehende Kronenränder und Füllungsränder führen manchmal dazu, dass sich dort Zahnbelag verstärkt bildet, der nicht gut zu entfernen ist. Um dies zu verhindern, korrigiert die Zahnärztin oder der Zahnarzt bei Bedarf die Ränder.

Quellen Hinweis: Diese Gesundheitsinformationen können das Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt nicht ersetzen. Interessenkonflikte