Studiencheck
Neben der Standardbehandlung von Kreuzschmerzen (aktiv bleiben, ggf. Schmerzmedikamente nehmen) gibt es einige zusätzliche Maßnahmen, die manchen Betroffenen helfen könnten, die Schmerzen zu lindern und Beeinträchtigungen zu verbessern. Dazu zählt laut medizinischer Leitlinie u. a. Wärmetherapie. Dabei gibt es zwei unterschiedliche Ansätze: durchblutungsfördernde Medikamente, die auf die Haut aufgetragen werden, oder äußere Wärmeanwendungen, wie Wärmflaschen, Pflaster, Fango & Co.Bei den lokalen äußeren Wärmeanwendungen ist die Wärmequelle selbst warm bzw. lässt sich erwärmen und gibt die Wärme an dieser Stelle an das Gewebe ab. Am bekanntesten dafür dürfte die Wärmflasche sein.
Es gibt auch Wärmepflaster, -Auflagen und -Umschläge zur lokalen Rückenschmerzbehandlung, die frei von Arzneimitteln sind. Sie erwärmen sich durch Oxidation. Bei der Oxidation kommt es nach der Öffnung der luftdichten Verpackung zu einer Reaktion der Inhaltsstoffe mit dem Sauerstoff der Luft. Bei den Inhaltsstoffen handelt es sich in der Regel um Eisenpulver, Salz, Aktivkohle und Wasser. Das Pflaster bzw. die Auflage erwärmt sich auf knapp 40 Grad Celsius und soll für ca. 8 Stunden wärmen.
Wärmepflaster sollen nicht bei einer Allergie, Hauterkrankungen, Wunden und Hautverletzungen angewendet werden. Der Gebrauch bei Nacht oder während des Schlafens ist von den Herstellern für Deutschland ab einem Alter von 55 Jahren nicht gestattet. Es gibt auch Wärmepflaster, die wegen Überhitzungsgefahr gar nicht beim Schlafen benutzt werden dürfen.
Welchen Nutzen und Schaden haben selbsterwärmende Pflaster bei akuten nicht-spezifischen Kreuzschmerzen?
In drei kleinen randomisiert-kontrollierten Studien (RCT) wurde die Wirkung von Pflastern, die sich selbst erwärmen, im Vergleich zur Einnahme von Placebo-Tabletten bei akuten nicht-spezifischen Kreuzschmerzen untersucht.
Dabei unterschieden sich der Zeitpunkt der Anwendung (tagsüber, nachts) und die Dauer (von Stunden über einige Tage) in den einzelnen Studien.
Die Ergebnisse im Einzelnen
Was trägt die Anwendung eines wärmenden Pflasters zur Verbesserung der Rückenschmerzen bei?
Im Vergleich zu Teilnehmenden, die Placebo-Tabletten erhielten, hatten die Teilnehmenden mit Wärmeanwendung eine größere Linderung der Schmerzen nach acht Stunden Anwendung. Das galt sowohl für die Anwendung bei Tag als auch über Nacht. In zwei Studien zeigte sich die stärkere Schmerzlinderung auch an Tag 4 und 5 nachdem die Behandlung an drei Tagen erfolgte. Die dritte Studie untersuchte die Wirkung nach maximal acht Stunden Anwendung.
Die Betroffenen mit Wärmeanwendungen hatten auch weniger Beeinträchtigungen im Alltag sowie eine bessere Rücken- und Muskelbeweglichkeit.
Welche Nebenwirkungen können bei selbsterwärmenden Pflastern und Auflagen auftreten?
Im Rahmen der Wärmetherapie sind vereinzelt Hautrötungen nach der Behandlung aufgetreten. Diese Hautreaktionen verschwanden innerhalb weniger Tage. Zu schweren unerwünschte Wirkungen gibt es in den Publikationen der Studien keine Angaben.
Die Ergebnisse basieren auf drei kleinen randomisiert-kontrollierten Studien. Die Studien wurden mit finanzieller Unterstützung der Hersteller durchgeführt und beteiligte Wissenschaftler waren bei diesen Firmen beschäftigt oder sind dort als Berater tätig. Die Ergebnisse wurden nicht vollständig veröffentlicht und es gibt methodische Mängel. Daher ist die Zuverlässigkeit der Ergebnisse eingeschränkt.
Da die Behandlungen in den Studien verschieden sind, ist es nicht möglich, die Ergebnisse zu verallgemeinern. Auch die Messmethoden haben sich in den drei Studien unterschieden, was den Vergleich der Ergebnisse ebenfalls erschwert.
Die hier dargestellten Informationen entstammen drei randomisiert-kontrollierten Studien, die in den USA durchgeführt und deren Ergebnisse 2003 bzw. 2014 veröffentlich wurden. Insgesamt erhielten in den drei Studien 154 Personen eine Wärmebehandlung und 155 Personen Placebo-Tabletten. An den Studien nahmen Personen im Alter zwischen 18-55 Jahren teil, die akute nicht-spezifische Kreuzschmerzen hatten. Die Teilnehmenden wurden in einer Studie nur für die Pflastertragedauer von acht Stunden beobachtet. In den anderen beiden Studien wurden die Pflaster an drei aufeinander folgenden Tagen bzw. Nächten angewendet und die Ergebnisse weitere zwei Tagen erhoben.
Wissenschaftliche Beratung: Dr. med. Dagmar Lühmann, Prof. Dr. med. Martin Scherer
Erstellt im Juli 2020. Nächste geplante Aktualisierung: Juli 2025.