Berlin, aktualisiert am 1. August 2022 – Vom Angiologen bis zum Phoniater, vom Proktologen bis zum Venerologen: Die Spezialisierungen in der Medizin können verwirrend sein. Wer macht eigentlich was? Wann sollte man überhaupt zum Facharzt gehen? Und welche Rolle spielt dabei der Hausarzt? Antworten darauf gibt es hier.

Medizin ist komplex und das Fachwissen entwickelt sich schnell. Deshalb sind Fachärzte wichtig. Sie sind besonders qualifiziert in ihrem Spezialgebiet. Um Facharzt zu werden, müssen Ärzte zusätzlich zum Medizinstudium eine spezielle Weiterbildung absolvieren. Diese Facharztausbildung findet in Unikliniken statt oder in zugelassenen ärztlichen Einrichtungen und dauert je nach Fachgebiet fünf bis sechs Jahre. Nach bestandener Facharztprüfung stellt die zuständige Landesärztekammer eine Anerkennungsurkunde aus. Es gibt 34 Facharztrichtungen in Deutschland. Um hier als Laie zu wissen, zu welchem Arzt ich wann gehen sollte, ist der Hausarzt der richtige erste Ansprechpartner.

Der Hausarzt: Vermittler zwischen Patienten und Spezialist Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Grippe, Rückenschmerzen, Bluthochdruck oder ein Termin zur Früherkennungsuntersuchung: Viele Menschen in Deutschland gehen bei gesundheitlichen Problemen zuerst zum Hausarzt. Denn Hausärztinnen und Hausärzte haben eine Vermittlerrolle zwischen Patienten und weiteren Spezialisten. Sie haben den ganzen Patienten im Blick und können einschätzen, ob man wirklich einen Spezialisten braucht und wenn ja welchen. Denn selbst wenn Sie wissen, dass Sie eine Gefäßerkrankung haben, wissen Sie vielleicht nicht, ob Sie einen Angiologen, einen Kardiologen, einen Neurologen oder einen Phlebologen aufsuchen sollten.

Fachärzte – dafür sind sie zuständig Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Es gibt 34 Facharztrichtungen in Deutschland, festgelegt in der Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer. Für einige gibt es weitere Spezialisierungen, so dass zusätzliche Facharzttitel existieren. Die meisten Fachärzte arbeiten in vier Bereichen: in der Inneren Medizin, in der Allgemeinmedizin, in der Chirurgie und in der Anästhesie. 

Da sich die Innere Medizin mit den inneren Organen befasst, ist sie sehr breit gefächert. Hier gibt es zahlreiche Teilgebiete: Der Facharzt für Angiologie behandelt Gefäßkrankheiten, der Facharzt für Endokrinologie behandelt hormonabhängige Erkrankungen. Der Facharzt für Gastroenterologie kümmert sich um Beschwerden im Magen- und Darmbereich, der Facharzt für Hämatologie behandelt Blutkrankheiten, der Onkologe Krebserkrankungen. Der Facharzt für Kardiologie ist zuständig für Herz- und Kreislauferkrankungen, der Nephrologe für Erkrankungen der Niere, der Pneumologe behandelt die Lunge und der Rheumatologe die Gelenke.

Bei den operierenden Chirurgen gibt es spezialisierte Fachärzte, zum Beispiel für Gefäßchirurgie (Behandlung der Blutgefäße), die Herzchirurgie, die Unfallchirurgie, die Viszeralchirurgie (Behandlung der Bauchorgane) oder die Plastische Chirurgie für rein ästhetische und kosmetische Eingriffe.

Ebenfalls viele Fachärzte gibt es in der Gynäkologie und Geburtshilfe sowie in der Kinder- und Jugendheilkunde

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Diese Fachärzte sollte man kennen Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Augenärzte Radiologen Neurologen HNO-Ärzte Urologen

Den richtigen Arzt finden Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Wenn Sie Ihren Arztbesuch gut planen, haben Sie mehr davon. Einige Tipps, die dabei helfen können:

  1. Bauen Sie auf die Kompetenz Ihres Hausarztes – er kennt Sie und das Gesundheitssystem am Besten und kann helfen, den richtigen Facharzt zu finden.
  2. Gehen Sie gut vorbereitet auf die Suche und in das Arztgespräch – so können Sie über die Dinge zu sprechen, die Ihnen wichtig sind: eine Untersuchung, ein Medikament, eine Diagnose oder über Ihre Ängste und Sorgen. 
  3. Geben Sie nicht allzu viel auf Bewertungsportale für Ärzte – sie können unterschiedliche Qualität haben und es gelingt nicht immer, gefälschte Patientenbewertungen zu verhindern. Fragen Sie sich auch, inwieweit Patienten immer genau die Fachkompetenz eines Arztes beurteilen können. Die Behandlungsqualität muss nämlich nicht mit den Bewertungen der Patienten zusammenhängen. Das wurde sogar in einer Studie untersucht.
  4. Behalten Sie die Arzt- und Klinikqualität im Blick: Seit 2005 sind Krankenhäuser gesetzlich dazu verpflichtet, in Qualitätsberichten über ihre Arbeit zu informieren. Diese sind über die Referenzdatenbank des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) frei zugänglich. Auch Arztpraxen müssen die Versorgungsqualität ihrer Patienten dokumentieren, aber keine Qualitätsberichte veröffentlichen. Hinweise, woran man eine gute Arztpraxis erkennt, gibt Ihnen die Checkliste des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ).

Freie Arztwahl – aber mit Einschränkungen Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern gilt in Deutschland für Versicherte der gesetzlichen Krankenversicherung das Prinzip der freien Arztwahl. Grundsätzlich kann sich also jeder, der gesetzlich versichert ist, einen Arzt aussuchen. Das gilt auch bei einer Überweisung, denn darauf ist nur die ärztliche Fachrichtung aufgeführt, nicht ein konkreter Name oder eine bestimmte Praxis. Ein paar Einschränkungen gibt es aber doch:

  • Wer gesetzlich krankenversichert ist, kann nur Ärzte oder Zahnärzte aufsuchen, die eine Kassenzulassung haben – also an der vertrags(zahn)ärztlichen Versorgung teilnehmen, wie es offiziell heißt. Andere Ärzte dürfen nur im Notfall in Anspruch genommen werden.
  • Gesetzlich Versicherte sollten den Arzt innerhalb eines Kalendervierteljahres nur aus wichtigen Gründen wechseln. Treten Probleme während einer laufenden Behandlung auf, kann man zur Sicherheit die Krankenkasse kontaktieren.
  • Mit bestimmten Krankenkassenverträgen kann die freie Arztwahl eingeschränkt sein. Das gilt vor allem beim „Hausarztmodell“, einem Tarif, den Versicherte freiwillig abschließen können (sogenannte „hausarztzentrierte Versorgung“). Dabei verzichten Patienten auf die freie Arztwahl und suchen erst nach einer Überweisung vom Hausarzt einen ambulant tätigen Facharzt auf. Die Patienten erhalten gegebenenfalls Prämien oder Ermäßigungen von ihrer Krankenkasse.  Ausnahmen gelten für Termine beim Gynäkologen, Zahnarzt oder Augenarzt – sie dürfen auch ohne Überweisung in Anspruch genommen werden.

Überweisungen für bestimmte Fälle zwingend erforderlich Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Auch wenn Patienten in der Regel das Recht auf freie Arztwahl haben, gilt für Ärzte, dass sie weiterhin Überweisungen ausstellen und annehmen müssen. Nach dem sogenannten Bundesmantelvertrag muss ein Vertragsarzt diagnostische und therapeutische Leistungen, die von einem anderen Vertragsarzt durchgeführt werden sollen, per Überweisung veranlassen. 

Trotzdem kann ein Patient einen Arzt auch ohne Überweisung aufsuchen. Ausgenommen sind bestimmte Fachärzte, die nur auf Überweisung tätig werden dürfen.

Wer privat versichert ist, kann ohne Überweisung jederzeit einen Arzt der Wahl aufsuchen. Doch auch in der privaten Krankenversicherung gibt es Haus- oder Primärarzt-Modelle. Wie bei gesetzlichen Krankenkassen verpflichten sich Versicherte dabei, zuerst einen Haus- oder Primärarzt aufzusuchen. Dafür zahlen die Patienten niedrigere Prämien.

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