Depressionen sind nicht ungewöhnlich während der Schwangerschaft oder nach der Geburt. Von einer Wochenbettdepression spricht man, wenn Symptome einer Depression innerhalb der ersten zwölf Monate nach der Geburt auftreten. Bei den meisten Frauen setzen die Beschwerden in den ersten drei Monaten nach der Geburt ein. Die Erkrankung wird auch als Postpartale oder Postnatale Depression bezeichnet.
Eine Wochenbettdepression ist nicht selbstverschuldet, sondern eine ernstzunehmende Krankheit, für die es körperliche und psychische Ursachen bzw. innere und äußere Faktoren gibt. Es gibt Möglichkeiten, diese Form der Depression zu behandeln.
Die Symptome der Wochenbettdepression unterscheiden sich nicht von denen einer Depression in anderen Lebensphasen. Zu den Hauptsymptomen gehören Niedergeschlagenheit, Interessenverlust, Freudlosigkeit oder Antriebsmangel.
Mögliche körperliche Anzeichen einer Depression wie Schlaflosigkeit, Gewichtsverlust oder Appetitstörungen können auch unabhängig von einer Depression auftreten – bedingt durch die besonderen Umstände im ersten Jahr nach der Geburt. Deshalb wird der Arzt oder die Ärztin bei der Prüfung, ob eine Wochenbettdepression vorliegt oder nicht, diese Symptome mit Vorsicht bewerten.
Verbreitung
Durchschnittlich etwa 8 Prozent, also 8 von je 100 Frauen ohne depressive Vorerkrankungen, bekommen nach der Geburt eine Wochenbettdepression. Dies ist das Ergebnis der Auswertung verschiedener Studien, die die Häufigkeit der Wochenbettdepression in der europäischen Bevölkerung untersucht haben.
Bei den meisten Frauen halten die Symptome einer Wochenbettdepression über wenige Monate an. Sie können aber auch länger andauern oder wiederkehren.
Eine Depression sollte nicht mit einem sogenannten Babyblues verwechselt werden. Etwa die Hälfte aller Mütter ist in den ersten Tagen nach der Geburt davon betroffen. Typisch für einen Babyblues sind ein Stimmungsabfall oder auch starke Stimmungsschwankungen. Im Unterschied zu einer Depression treten diese Symptome aber nur vorübergehend und mit nur leichtem Verlauf auf. Nach spätestens zwei Wochen sollte der Babyblues vorbei sein. Anderenfalls ist es wichtig, zum Arzt oder zur Ärztin zu gehen, damit eine Wochenbettdepression schnell erkannt oder ausgeschlossen werden kann.
Risikofaktoren
Bekannte Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Wochenbettdepression erhöhen können:
Auswirkungen
Eine anhaltende Wochenbettdepression kann Mütter stark einschränken, da sich die Symptome möglicherweise auf ihr Verhalten und ihre Gefühlslage auswirken. Betroffene Frauen empfinden die Depression oft als sehr belastend. Es kann schwer fallen, die Anforderungen des Alltags zu bewältigen: Aufstehen, Körperpflege, Essenszubereitung. Soziale Kontakte können vernachlässigt werden und diese Frauen in die Einsamkeit führen. Die Erkrankung kann außerdem Einfluss auf die Beziehung zum Kind haben.
Betroffene Mütter können sich beispielsweise nicht über ihr Kind freuen oder sich dem Kind angemessen zuwenden. Untersuchungen zeigen auch, dass Frauen aufgrund ihrer depressiven Symptome vermutlich größere Schwierigkeiten haben, die elterlichen Aufgaben zu erfüllen. Gemeint sind Aufgaben, wie etwa
- die kinderärztlichen Entwicklungsuntersuchungen (U-Untersuchungen) wahrzunehmen,
- die Kinder beim Einschlafen zu begleiten oder
- für die kindliche Sicherheit zu sorgen.
Manche Patientinnen schaffen es nicht mehr, sich ihrer Familie zu widmen.
Diagnostik
Ärztinnen, Ärzte oder Psychotherapeuten, Psychotherapeutinnen können feststellen, ob eine Wochenbettdepression vorliegt oder nicht. Dazu wird die Patientin in einem ausführlichen Gespräch nach dem Auftreten möglicher Symptome befragt. Bestimmte Untersuchungen können folgen, um andere Erkrankungen auszuschließen.
Ein wichtiges Instrument bei der Diagnose ist zudem ein Fragebogen, der speziell für Frauen mit Verdacht auf eine Wochenbettdepression entwickelt worden ist. Er enthält Aussagen zur Selbsteinschätzung über das Befinden in den letzten sieben Tagen ‒ wie zum Beispiel die Aussage: „Ich war ängstlich oder besorgt ohne Grund.“ Zu jeder Aussage soll die Patientin eine Einschätzung geben, wie sehr oder wie häufig sie zutrifft.