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Hilfestellung für den Alltag

Was hilft beim Umgang mit der Erkrankung? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Natalie Samimi arbeitet als Psychologin in Berlin und hat sich auf Depressionen und andere seelische Erkrankungen rund um die Geburt spezialisiert. Im Interview thematisiert sie den Umgang mit der Erkrankung aus ihrer therapeutischen Erfahrung und erklärt, wie sie Patientinnen in ihrer Praxis psychotherapeutisch unterstützt. Ihr persönliches Anliegen: Die Wochenbettdepression darf kein Tabuthema mehr sein.

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Frauen können trotz dieser Erkrankung eine gute Mutter sein.

Natalie Samimi, Psychologin mit Schwerpunkt Wochenbettdepression

Konkrete Anregungen aus dem Interview mit Frau Samimi:

  • Wochenbettdepression ist eine Erkrankung, für die es Begleitung und Unterstützung gibt. 
  • Bei Verdacht auf Depression rund um die Geburt kann man sich an eine vertrauenswürdige Person wenden, etwa den Partner, die Partnerin oder eine andere Person aus dem sozialen Umfeld. Auch die Hebamme oder der Arzt, die Ärztin wären mögliche Ansprechpartner. 
  • Fortschritte sind individuell. Von Fall zu Fall können sehr unterschiedliche Dinge hilfreich sein, zum Beispiel Sport, sofern er in Art und Umfang an die Zeit nach der Geburt angepasst wird. Anderen Frauen ist möglicherweise der Beistand durch ihr soziales Umfeld wichtig. Jede Frau muss selbst herausfinden, was ihr hilft, und ihren eigenen Umgang mit der Erkrankung finden.

Anlaufstellen für Betroffene und Angehörige

Wo findet man Unterstützungsangebote? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Eine Wochenbettdepression kann die gesamte Familiensituation beeinträchtigen. Verschiedene Anlaufstellen bieten Familien Unterstützung und Begleitung:

  • Außer dem Arzt, der Ärztin sind bei Verdacht auf Wochenbettdepression auch die Hebammen oder die Entbindungspfleger mögliche Ansprechpartner. In den ersten zehn Tagen nach der Geburt stehen gesetzlich versicherten Frauen bis zu 20 Hebammenbesuche zu. In der Zeit bis zur zwölften Woche nach der Geburt können bei Bedarf noch weitere 16 Besuche erfolgen. In besonderen Situationen lässt sich die Betreuungszeit durch die Hebamme oder den Entbindungspfleger auf ärztliche Anordnung hin nochmals verlängern. Bei privat versicherten Frauen hängt der Umfang der Betreuung von der jeweiligen Versicherungspolice ab. 
  • Zusätzlich gibt es Familienhebammen. Sie verfügen über eine Zusatzausbildung und unterstützen Familien in besonders belastenden Umständen im ersten Jahr nach der Geburt. Das Betreuungsangebot kann über das Gesundheitsamt oder Jugendamt, aber auch über die betreuende Hebamme, die Frauenärztin oder den Frauenarzt vermittelt werden.
  • „Frühe Hilfen“ sind kommunale Angebote zur Unterstützung von jungen Familien von der Schwangerschaft bis zum dritten Lebensjahr des Kindes. Fachkräfte in den Anlaufstellen vermitteln praktische Hilfen, Beratung und Begleitung. Über die Seite www.elternsein.info/fruehe-hilfen/suche-fruehe-hilfen/ können Sie nach Angeboten der „Frühen Hilfe“ an Ihrem Wohnort suchen.
  • Im Falle einer ärztlichen Verordnung besteht die Möglichkeit, bei der Krankenkasse eine Haushaltshilfe zu beantragen. Fragen Sie die zuständige Krankenkasse und Ihren Arzt, Ihre Ärztin.
  • Das Elterntelefon der „Nummer gegen Kummer e. V.“ bietet Ihnen an, anonym und kostenlos über Ihre Gefühle, Ängste oder Sorgen zu sprechen. Bei Bedarf bekommen Sie auch Informationen über regionale Anlaufstellen. Eine Ansprechpartnerin, ein Ansprechpartner ist unter der Telefonnummer 0800 1110550 erreichbar. 
  • Beim Sozialpsychiatrischen Dienst der eigenen Gemeinde kann man sich von Fachkräften beraten lassen und Hilfe in einer akuten Krise bekommen. Sie finden den zuständigen Dienst über eine Suchmaschine: Geben Sie einfach den Begriff „Sozialpsychiatrischer Dienst“ und Ihren Wohnort an.
  • In besonderen Situationen kann auch eine Behandlung in einer Mutter-Kind-Tagesklinik oder Mutter-Kind-Einrichtung erfolgen. Dort bekommt die Erkrankte professionelle Hilfe und Familienhelfer unterstützen sie bei der Betreuung des Babys.
  • In extremen Fällen kann die Erkrankung dazu führen, dass die Mutter sich selbst oder dem Kind etwas antun möchte. Wenn Sie dies befürchten, holen Sie sich am besten Hilfe bei der Polizei (110) oder beim Notruf (112).
  • Informationen über weitere Anlaufstellen bei psychischen Erkrankungen oder in Krisensituationen haben wir für Sie zusammengestellt.

Welche Ärzte sind bei Wochenbettdepression zuständig? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Wenn Sie psychologische oder medizinische Fachhilfe suchen, sind die Hausärztin, der Hausarzt oder die Frauenärztin, der Frauenarzt in der Regel erste Ansprechpartner. Sie können sich auch direkt an einen Therapeuten oder eine Therapeutin wenden. Über die Suchfunktion der Bundespsychotherapeutenkammer finden Sie psychotherapeutische Praxen in Ihrer Nähe.

Können Selbsthilfegruppen hilfreich sein? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Der Austausch über die Erkrankung mit anderen Betroffenen kann hilfreich sein. Selbsthilfegruppen unterstützen Patientinnen dabei, ihre Probleme zu teilen und Erfahrungen auszutauschen. Gemeinsam befasst man sich mit der Bewältigung der Krankheit und den damit verbundenen Problemen.

In einer Selbsthilfegruppe besteht Schweigepflicht. Die Teilnahme ist freiwillig und kostenfrei. Jede Teilnehmerin bestimmt selbst, was sie den anderen anvertrauen möchte und wie sie mit Lösungsvorschlägen umgeht. 

Wenn Sie Kontakt mit einer Selbsthilfegruppe aufnehmen möchten, wenden Sie sich am besten an die „Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS)“ ‒ eine bundesweite Informations- und Vermittlungsstelle im Bereich Selbsthilfe in Deutschland. Sie bietet unter anderem eine Datenbanksuche nach Selbsthilfegruppen bei Wochenbettdepressionen an: www.nakos.de

Angehörige von Patientinnen und Patienten mit Depressionen finden über das deutschlandweite Netzwerk der Angehörigenverbände Selbsthilfegruppen und weitere Beratungsangebote.

Quellen Hinweis: Diese Gesundheitsinformationen können das Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin nicht ersetzen. Interessenkonflikte