Berlin, 17. August 2022 – Immer wieder hört man von neuen Nahrungsmitteln, die unter anderem als Wunderwaffen gegen Erkrankungen, als Schlankheitsmittel oder als Anti-Aging-Elixier angepriesen werden: Sogenannte Superfoods sind voll im Trend. Aber halten sie auch, was sie versprechen? Lesen Sie in diesem Beitrag, was Superfoods wirklich bringen, welche Nachteile sie haben können und welche Alternativen sich anbieten.

Was sind Superfoods? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Bei Superfoods handelt es sich meist um Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Getreide oder Samen aus fernen Ländern. Sie alle sind besonders reich an sogenannten Mikronährstoffen. Dazu zählen Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und sekundäre Pflanzenstoffe. Zudem sollen Superfoods auch viele Antioxidantien und wertvolle Fette wie Omega-3-Fettsäuren enthalten.

Wegen dieser Nährstoffe gelten Superfoods als besonders gesund. Der Begriff „Superfoods“ ist jedoch nicht genormt, sondern ein Werbebegriff ohne einheitlich festlegte Definition.

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Welche Nahrungsmittel gelten als Superfoods? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Immer wieder kommen neue Superfoods auf den Markt. Bislang gibt es weder eine wissenschaftliche Definition noch gesetzliche Regelungen dafür, wann ein Lebensmittel als „Superfood“ bezeichnet werden darf.

Superfoods werden meist in getrockneter oder gemahlener Form angeboten. Man kann sie zum Beispiel mit Müsli oder Joghurt mischen. Manchmal werden Superfoods auch Lebensmitteln zugesetzt, wie zum Beispiel Chia-Samen in Backwaren. Manche Superfoods gibt es auch als Tee, Saft oder Nahrungsergänzungsmittel in Kapsel- oder Pulverform.

Beispiele für exotisches Superfood Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

  • Die Acai-Beere stammt aus Südamerika und wächst als Frucht an der Kohlpalme. Acai-Beeren können getrocknet, als Saft oder in Form von Pulver und Kapseln verzehrt werden. Acai-Beeren enthalten einen Farbstoff namens Anthocyan, der angeblich giftige Stoffe im Körper neutralisieren soll. Deshalb werden Acai-Beeren als Superfood vermarktet. Aber auch heimisches Obst wie Heidel- oder Johannisbeeren enthalten diese neutralisierenden Stoffe – sogar mehr als die Acai-Beere.
  • Matcha ist ein Pulver aus gemahlenem Grüntee, der schon vor Jahrhunderten in China und Japan getrunken wurde. Matcha hat einen hohen Koffeingehalt. Seine vielen Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe brachten ihm die Bezeichnung Superfood ein. Jedoch enthält Matcha auch sehr viel Oxalsäure, die in hohen Mengen die Kalzium-, Magnesium- und Eisenaufnahme in den Körper stören kann. Daher sollte man nicht zu viel Matcha konsumieren und zudem möglichst nicht zu den Mahlzeiten.
  • Amaranth wird auch Fuchsschwanz genannt und ähnlich wie Getreide verwendet. Amaranth ist von Natur aus glutenfrei. Es enthält viele Ballaststoffe, ungesättigte Fettsäuren, Eisen, Magnesium und Zink. Zudem ist es sehr proteinhaltig. Man isst Amaranth als Beilage zu Gemüse oder Fleisch oder als Zutat in Müsli, Keksen oder Schokoriegeln.
  • Okra-Schoten werden aufgrund ihrer Form auch „Lady Finger“ genannt. Ursprünglich stammen sie aus Ostafrika, werden heute aber auch in Indien, Thailand, der Karibik und vielen Mittelmeerländern angebaut. Die Okra-Schote ist kalorienarm, reich an Ballaststoffen, Vitamin C, Kalzium und Eisen. Okras können roh gegessen werden oder gekocht als Gemüsebeilage, Eintopf oder Pfannengericht.
  • Spirulina ist ein Bakterium und kommt in warmen Gewässern von z.B. Mittelamerika und Südostasien vor. Da es als Superfood immer beliebter wird, produziert man es inzwischen auch in Zuchtanlagen. Verzehrt wird es als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Pulver, Flocken oder Tabletten. Spirulina ist reich an Proteinen, Vitaminen, Mineralstoffe und Spurenelemente. Immer wieder gibt es jedoch Meldungen über Schadstoffbelastungen, z.B. durch verschmutztes Zuchtwasser.

Was sollen Superfoods bewirken? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Superfoods haben – laut Werbung – ganz verschiedene gesundheitsfördernde Eigenschaften. Sie sollen zum Beispiel:

  • das Abwehrsystem stärken,
  • Alterungs-Prozesse im Körper bremsen,
  • die körperliche und geistige Leistung steigern,
  • entgiften und entschlacken,
  • Entzündungen lindern,
  • den Blutdruck senken sowie
  • Krankheiten wie z. B. Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes vorbeugen.

Diese Versprechungen sind jedoch größtenteils nicht wissenschaftlich belegt. Manche Wirkungen wurden in Experimenten mit Tieren oder Zellen festgestellt. Ergebnisse aus solchen Studien lassen sich aber nicht einfach auf den Menschen übertragen.

Welche Superkraft haben Superfoods? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Sind Superfoods wirklich so gesund, wie ihr Name verspricht? Wir haben uns acht Superfoods genauer angeschaut und die Studienlage zu ihrem gesundheitlichen Nutzen gesichtet. Klicken Sie auf die Grafik, um mehr zu erfahren.

Die Grafik zeigt gezeichnete Avocados und Walnüsse. Beim Klick auf die Grafik öffnet sich die Animation.

Gehören Superfoods zu einer gesunden Ernährung? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Superfoods können Teil einer gesunden und abwechslungsreichen Ernährung sein. Sie sind aber kein Ersatz dafür.

Auch viele heimische Obst- und Gemüsesorten, Getreidearten, Hülsenfrüchte und Kräuter sind reich an gesunden Nährstoffen und stehen den exotischen Superfoods in nichts nach. Eine gesunde Ernährung ist also auch mit heimischen Lebensmitteln möglich und braucht keine exotischen Superfoods.

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Können Superfoods auch schädlich sein? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

„Besser zu viel als zu wenig!“, denken viele Menschen, wenn es um Nährstoffe geht. Doch auch Vitamine oder Mineralstoffe können dem Körper schaden, wenn man zu viel davon zu sich nimmt. Vorsicht ist vor allem bei Superfoods angebracht, die als Nahrungsergänzungsmittel angeboten werden, denn darin kann der Gehalt der Inhaltsstoffe anders als bei Arzneimitteln sehr schwanken. Dies liegt an unterschiedlichen Rezepturen und Herstellungsmethoden.

Auch aus anderen Gründen sollte man Superfoods nicht bedenkenlos zu sich nehmen. Zum Beispiel enthalten Acai-Beeren den Stoff Mangan, der in großen Mengen möglicherweise die Aufnahme von Eisen im Körper verschlechtert. Die Einnahme von rohen, nicht vorgequollenen Chiasamen kann zu Blähungen und Verstopfungen führen, wenn man nicht genug Wasser dazu trinkt. Menschen, die Medikamente einnehmen, sollten besonders vorsichtig sein: Einige Superfoods können in Kombination mit bestimmten Medikamenten der Gesundheit schaden.

Superfoods stammen überwiegend aus fernen Ländern, in denen andere Gesetze für den Anbau gelten als hierzulande. Dadurch kann es passieren, dass die Pflanzen mit Schwermetallen, Mineralölen, Insektengiften oder Bakterien belastet sind. Für den langen Transport bis nach Deutschland müssen die Produkte oft durch Konservierungsmittel haltbar gemacht werden, damit sie noch reif bei uns ankommen. Geerntet werden daher oftmals unreife Produkte. Durch das Haltbarmachen und die zum Teil wochenlange Lagerung auf Schiffen gehen viele wertvolle Inhaltsstoffe verloren.

Welche Nachteile haben Superfoods noch? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Die meisten Superfoods haben insgesamt einen schlechten Einfluss auf die Umwelt. Dies ist nicht nur den langen Transportwegen geschuldet. Die Herstellung vieler Superfoods benötigt sehr viel Wasser und Energie. Außerdem werden in den Anbauländern immer mehr Wälder gerodet, um Platz für neue Felder zu schaffen. In Europa nimmt die Nachfrage nach exotischen Superfoods zu. Das führt in einigen Anbauländern auch zu gesundheitlichen und sozialen Problemen, zum Beispiel durch den starken Einsatz von Insektengiften oder schlechte Arbeitsbedingungen wie niedrige Löhne.

Gibt es Alternativen zu exotischen Superfoods? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Wissenschaftlich konnte größtenteils nicht belegt werden, was Superfoods versprechen. Sie enthalten viele gesunde Nährstoffe. Diese Nährstoffe findet man aber auch in anderen Lebensmitteln. Viele heimische Produkte, die man nicht als „Superfood“ bezeichnet, besitzen genauso viele Nährstoffe – zum Teil sogar noch mehr: In Schwarzen Johannisbeeren zum Beispiel steckt mehr als dreimal so viel Vitamin C (175 mg/100 g) wie in getrockneten Goji-Beeren (48 mg/100 g). 

Heimische Lebensmittel sind zudem oftmals preiswerter als die Exoten. Man kann sie im eigenen Garten anbauen oder zumindest regional und zur richtigen Saison kaufen. Da sie dann nicht so weit transportiert werden müssen, schont man mit ihrem Kauf auch die Umwelt.

Beispiele für heimisches Superfood Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

  • Brombeeren gibt es hierzulande in den Monaten Juli bis Oktober. Sie sind reich an verschiedenen Vitaminen sowie an Mineralstoffen wie Kalzium, Kalium, Magnesium und Eisen. Man kann sie frisch vom Strauch oder verarbeitet als Konfitüre, Gelee, Saft oder Tee kaufen.
  • Hafer ist eine Getreideart, in der viele Eiweiße, ungesättigten Fettsäuren und Mineralstoffe stecken. Zudem liefert Hafer viele komplexe Kohlenhydrate und Ballaststoffe. Man kann Hafer als Mehl, Grieß oder Flocken kaufen oder in flüssiger Form als Milch oder Tee. Beliebt ist das Getreide als Zugabe in Müslis, Porridge oder Brei.
  • Spinat macht zwar nicht stark wie Popeye – dennoch ist das Blattgemüse eine gute Eisenquelle. Zudem ist Spinat reich an Vitaminen, Folsäure und Mineralstoffen wie Kalium, Kalzium und Magnesium. Spinat wird roh oder gegart verzehrt und ist vielseitig einsetzbar. Besonders beliebt ist bei uns der Rahmspinat.
  • Petersilie ist eines der beliebtesten Gewürzkräuter hierzulande und kann leicht im Garten oder auf dem Balkon angepflanzt werden. Neben vielen Vitaminen enthält Petersilie reichlich Folsäure und Mineralstoffe wie Eisen, Kalzium und Magnesium. Das Kraut ist vielseitig einsetzbar, z.B. für Suppen, Soßen oder Fleisch-, Fisch- und Gemüsegerichte.
  • Haselnüsse sind zwar kalorienreich, besitzen aber viele wertvolle einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Zudem enthalten sie viel Eiweiß und reichlich Mineralstoffe wie Eisen, Zink, Kalzium und Magnesium. Man kann Haselnüsse frisch essen oder als Zutat in Kuchen oder Keksen verwenden. Beliebt sind Haselnüsse auch im Müsli, als Eis oder als Brotaufstrich. Haselnussöl eignet sich z.B. für Dressings.

Welche gesetzlichen Regelungen gibt es für Superfoods? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Wann ein Lebensmittel als „Superfood“ bezeichnet werden darf, ist nicht gesetzlich geregelt. Dennoch gibt es im Lebensmittelrecht zwei Verordnungen, die häufig auch Superfoods betreffen: 

  1. Superfoods wurden mit oftmals irreführenden Aussagen beworben. Darauf hat die Europäische Union 2006 mit einer Health-Claim-Verordnung reagiert. Gesundheitsbezogene Angaben oder Werbeaussagen müssen laut dieser Verordnung wissenschaftlich belegt sein. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) genehmigt auf Antrag nährwert- und gesundheitsbezogene Aussagen. Genehmigte Aussagen werden in einem Register gesammelt. Die Überprüfung der Angaben ist sehr aufwändig und viele Anträge liegen noch unbearbeitet bei der EFSA. Bis eine Angabe oder Aussage abschließend bewertet wurde, darf man aber bereits damit werben. Die Voraussetzung: Es handelt sich laut Hersteller wirklich um eine wissenschaftlich fundierte Angabe und nicht um Kundentäuschung. Einige Hersteller nutzen einen Trick, wenn sie ein bestimmtes Produkt mit einer Aussage bewerben wollen, die eigentlich verboten ist: Sie versetzen Lebensmittel zusätzlich mit Stoffen, für die diese Angabe erlaubt ist. 
  2. Bevor neuartige Lebensmittel für den Markt zugelassen werden, muss ihre Sicherheit überprüft werden. Das ist in der Novel-Food-Verordnung ([EU]2015/2283) festgelegt, die seit 1997 in der Europäischen Union gilt. Da es sich bei neuen Superfoods oft um exotische Lebensmittel handelt, unterliegen sie häufig dieser Verordnung. 
Quellen Hinweis: Diese Gesundheitsinformationen können das Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt nicht ersetzen. Interessenkonflikte

Erstellt im August 2022. Nächste geplante Aktualisierung: August 2025.

Autoren: Anne Engler, Lisa-Marie Ströhlein, Jochen Randig (alle von der Stiftung Gesundheitswissen)

Wissenschaftliche Beratung: Univ.Ass. Mag.rer.nat. Thomas Semlitsch, MSc Cornelia Krenn, BA MA Carolin Zipp (alle vom Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Medizinische Universität Graz)