Die Verheimlichung der Krankheit war eigentlich nie eine Option. Ich hätte jetzt nichts gesagt, aber mein Mann Sascha sagt: Du kannst es ruhig jedem sagen, dass ich Depressionen habe. Ich stehe dazu! Das ist eine Krankheit und wenn es irgendjemandem hilft, mit mir darüber zu sprechen, dann kann er sich gerne an mich wenden! Du gibst meine Telefonnummer weiter - ich stehe dazu!
Meine Familie und meine Freunde wissen alle von meiner Erkrankung. Da gehe ich sehr offen mit um. Weil ich denke, dass Freunde dafür da sind, dass man ihnen so etwas erzählen kann.
Die engsten Freundinnen wissen es und waren auch froh und haben mir auch gesagt "Du hast es uns endlich erzählt!" Und ich sagte: "Ja…, aber ich konnte es vorher nicht." Ich hatte Angst!... Vor: "Hey, die hat Depressionen, aber die lacht doch immer..." "Die ist immer da, die macht immer einen Scherz, die ist doch fröhlich..." Aber jetzt stehe ich dazu. Es ist so und damit lebe ich halt.
Beruflich gesehen ist es ein bisschen was anderes. Da erzähle ich das nur ausgewählten Leuten nach einer gewissen Zeit. Weil es doch schnell zu einem Nachteil werden kann und es meine finanzielle Existenz betrifft.
Das war alles heimlich. Es durfte ja keiner wissen. Dann hätte man gesagt, „Was? Die ist krank? Das geht ja gar nicht und das ist ja schlimm und...“ Also habe ich alles vertuscht.
Ich sage immer, denen ich vertraue, denen sage ich das und auch so wie es ist. Und denen ich nicht vertraue, denen muss ich das auch nicht erzählen. Der muss das eh' nicht über mich wissen.
Als ich meiner Freundin aus Kasachstan erzählte, dass ich Depressionen habe - Sie hat mir das nicht geglaubt!
Man sieht es nicht! Man ist fröhlich, man ist ja nicht immer depressiv.
Da habe ich mir immer gewünscht: Lass es doch ein Gipsarm sein! Wo die Leute unterschreiben und der nach 6 Wochen ab ist! Und alle sagen "Mensch, ich trage dir die Tasche hoch." Oder: "Ich fahre dich, weil du kannst ja so nicht Auto fahren!" Oder was auch immer. Aber sieht ja keiner. Das ist halt das Tückische.
Und das stört viele Leute. Die sagen dann: Die kann ja nichts haben. "Die ist fröhlich und die hat ja alles, der geht es doch gut und die muss nicht arbeiten..." So ist das aber nicht...
Mittlerweile geh' ich offen damit um. Weil ich das einfach nicht mehr verheimlichen möchte! Es gibt diese Krankheit und ich bin nicht allein auf dieser Welt. Und ich denke, dass viele es nicht sagen mögen, dass es ihnen schlecht geht oder dass sie auch reingerutscht sind.
Es ist tatsächlich so, dass ich mal bei einer Freundin bemerkt habe, dass sie in manchen Situationen ähnlich reagiert wie ich in meinen depressiven Phasen. Daraufhin haben wir uns ausgetauscht und es hat sich herausgestellt, dass sie auch an Depressionen leidet. Seitdem kann ich mit ihr so offen darüber reden wie mit kaum einer anderen Person. Und das tut uns gegenseitig auch sehr gut.
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Wissen ist gesund.