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Cannabis-Legalisierung: Was sind Risiken für Jugendliche und Kinder?

Durch das neue Cannabisgesetz wird der Besitz und Konsum von Cannabisprodukten teilweise legalisiert. Für Minderjährige bleiben der Erwerb, Besitz und Anbau von Cannabis jedoch weiterhin verboten. Es ist weiterhin eine Straftat, Cannabis an Jugendliche oder Kinder abzugeben.

Das neue Cannabis-Gesetz dient auch dazu, Kinder und Jugendliche zu schützen:

  • Der Konsum in unmittelbarer Gegenwart von Minderjährigen ist verboten.
  • Der öffentliche Konsum von Cannabis wird beschränkt: Das bedeutet z.B. kein Konsum in Fußgängerzonen zwischen 7 und 20 Uhr, kein Konsum in Anbauvereinigungen oder in weniger als 100 Meter zum Eingangsbereich, kein Konsum im Umkreis von 100 Metern zu Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen, Kinderspielplätzen und öffentlich zugänglichen Sportstätten.
  • Anbauvereinigungen müssen mindestens 200 Meter Abstand zu Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen sowie Kinderspielplätzen haben.
  • Beim Eigenanbau von Cannabis müssen entsprechende Schutzmaßnahmen getroffen werden, um einen unerlaubten Zugriff durch Kinder und Jugendliche zu vermeiden.
  • Maßnahmen zur Aufklärung und Vorbeugung von Cannabiskonsum bei Jugendlichen sollen ausgebaut werden.

Weiterhin hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) eine Informations- und Aufklärungskampagne für junge Menschen gestartet. Diese bietet Informationen zur Gesetzeslage, zur Wirkung und den Risiken des Cannabiskonsums sowie Unterstützungsangebote für Eltern, Betroffene und Angehörige.

Welche Auswirkungen hat Cannabiskonsum bei Jugendlichen?

Cannabiskonsum kann unterschiedliche gesundheitliche Auswirkungen für Kinder und Jugendliche haben. Dabei erhöht jeder Cannabiskonsum das Risiko für gesundheitliche Folgen – unabhängig davon, ob gelegentlich oder regelmäßig konsumiert wird.

Grundsätzlich gilt: Je früher im Leben man mit dem Cannabiskonsum beginnt, desto höher das Risiko für gesundheitliche Folgen. Ein besonders hohes Risiko besteht bei starkem Konsum oder Abhängigkeit im Jugendalter.

Auswirkungen von Cannabis in der Jugend auf das Gehirn

Cannabiskonsum kann das Gedächtnis und die Aufmerksamkeit von Jugendlichen beeinträchtigen. Es ist unklar, ob die Beeinträchtigungen wieder verschwinden, wenn der Konsum beendet wird. Studiendaten zeigen hier unterschiedliche Ergebnisse.

Informationen aus Studien: Macht Cannabis dumm?

Auswirkungen von Cannabis bei Jugendlichen auf die psychische Gesundheit

Häufiger Cannabiskonsum erhöht das Risiko für psychotische Störungen. Bei jugendlichen Cannabiskonsumenten, die täglich Cannabis konsumieren, ist das Risiko sogar noch höher als bei erwachsenen Cannabiskonsumenten.

Allerdings sind die Ergebnisse nicht einheitlich. Ein kleiner Anteil der Studien, die die negativen Auswirkungen von Cannabiskonsum bei Jugendlichen auf die psychische Gesundheit und Sucht untersuchten, zeigten keinen Zusammenhang zwischen dem frühen Konsumbeginn und dem vermehrten Auftreten von psychotischen Symptomen. Tatsächlich stellte man eher das Gegenteil fest: Demnach war ein höheres Einstiegsalter in den Cannabiskonsum mit mehr psychotischen Symptomen verbunden.

Es gibt Hinweise aus Studien, dass häufiger Cannabiskonsum bei Jugendlichen das Risiko für Angststörungen und Depressionen erhöht. Die Krankheitsbilder waren dabei umso ausgeprägter, je häufiger und länger Cannabis konsumiert wurde. Die Ergebnisse sind jedoch nicht einheitlich: So wird dieser Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum bei Jugendlichen und Angststörungen oder Depressionen nicht in jeder Studie gefunden.

Informationen aus Studien: Macht Cannabis psychisch krank?

Abhängigkeit

Wer früh mit dem Cannabiskonsum beginnt und häufig konsumiert, hat ein höheres Risiko, später einen problematischen Konsum oder eine Abhängigkeit zu entwickeln. Menschen mit einer Cannabisabhängigkeit haben mit großer Wahrscheinlichkeit bereits als Jugendliche mit dem Cannabiskonsum begonnen.

Auswirkungen für das soziale Umfeld und Karrierechancen

Aus Studien geht hervor, dass junge Cannabiskonsumenten häufiger in der Schule fehlen, die Schule abbrechen und schlechtere Bildungsaussichten haben. Einzelne Studien deuten außerdem darauf hin, dass Arbeitslosigkeit, ein späterer Bezug von Sozialhilfe, ein geringeres Einkommen oder auch eine geringere Lebenszufriedenheit mit häufigem und frühem Cannabiskonsum zusammenhängen.

Informationen aus Studien: Verschlechtert Cannabis die Bildungschancen?

Wie konsumieren Jugendliche Cannabis?

Meistens wird Cannabis als Joint geraucht. Seltener wird Cannabis auch Lebensmitteln oder Getränken beigemischt. Im folgenden Glossar erklären wir häufige Begriffe zum Cannabiskonsum.

Kleines Konsum-Glossar:

Bong: ein gläsernes Röhrengebilde. Hier wird zuerst der Rauch von Cannabis oder einer Cannabismischung (z. B. gemischt mit Tabak) durch einen mit Wasser gefüllten Behälter gezogen. Danach wird der im Behälter gesammelte und abgekühlte Rauch kräftig eingeatmet. Die Wirkung ist dadurch intensiver als beim Joint.

Getränke: Cannabis kann auch als Kräutertee getrunken oder anderen Getränken beigemengt werden.

Head Shops: Fachgeschäfte, die Zubehör für Cannabiskonsum verkaufen

Joint: selbstgedrehte Cannabis-Zigarette. Häufig wird das Cannabis mit Tabak gemischt.

Kiffen: einen Joint rauchen

Shisha: eine Wasserpfeife, durch die man sowohl Tabakprodukte als auch Cannabis inhalieren kann.

Stick: die kleine Form des Joints

Space Cookies oder Space Cakes: Kekse oder Kuchen, in denen Cannabis verbacken wurde.

Vaporizer: Verdampfer, ähnlich einer E-Zigarette. Hier wird Cannabis erhitzt (und nicht verbrannt) und durch Verdampfen über die Lunge aufgenommen.

Ist Cannabis für Jugendliche eine Einstiegsdroge?

Bei manchen Eltern besteht die Befürchtung, dass Cannabis ein Wegbereiter für den Konsum weiterer, härterer Drogen sein könnte. Ob das tatsächlich so ist, lässt sich nicht eindeutig sagen. Einerseits zeigen Studien, dass Cannabiskonsum bei Jugendlichen das Risiko für den späteren Konsum weiterer Drogen erhöht. Andererseits ist Cannabis oft nicht die erste Droge, mit der Jugendliche in Berührung kommen, sondern Tabak oder Alkohol.

Der Grundstein für einen späteren Drogenkonsum wird in der Regel aber im persönlichen Umfeld der Betroffenen gelegt. Vor allem junge Menschen übernehmen Verhaltensweisen, wenn sie diese als akzeptiert oder als normal empfinden. Wird also im Umfeld getrunken, geraucht oder gekifft, dann ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Jugendliche diese Verhaltensweisen übernehmen. Cannabis allein kann also nicht für den Konsum weiterer Drogen verantwortlich gemacht werden.

Ist es gefährlich, wenn Jugendliche Cannabisrauch einatmen?

Nichtraucher kennen das sogenannte Passivrauchen – also das unbeabsichtigte Einatmen von Zigarettenrauch aus der näheren Umgebung. Auch der Rauch von Joints kann von Personen in der unmittelbaren Umgebung eingeatmet werden. Die Betroffenen nehmen dann – meist ungewollt – Inhaltsstoffe aus dem Rauch auf, z. B. wenn sie sich in einer Gruppe aufhalten, in der gekifft wird. Es gibt Hinweise aus Studien, dass dieses Passivkiffen gesundheitliche Folgen haben könnte. Art und Ausmaß dieser Folgen sind aber nicht abschließend geklärt.

Informationen aus Studien

Cannabiskonsum bei Jugendlichen: Ist mein Kind abhängig?

Video: Ist mein Kind abhängig von Cannabis? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Video als Text

Nicht jeder Cannabiskonsum bei Jugendlichen ist bedenklich. Manche Jugendliche konsumieren Cannabis einfach nur, um sich auszuprobieren. Für Eltern ist dabei nicht immer leicht zu erkennen, ab wann der Konsum problematisch wird. Erste Anzeichen für einen problematischen Cannabiskonsum können Veränderungen im Verhalten Ihres Kindes sein, wie zum Beispiel:

  • die Leistungen in der Schule verschlechtern sich
  • verändertes Freizeitverhalten, z. B. Vernachlässigung von früheren Hobbys
  • anderer Freundeskreis
  • das Kind zieht sich zurück
  • das Kind wirkt unkonzentriert, ist häufiger müde
  • Stimmungsschwankungen
  • finanzielle Probleme (z. B. das Taschengeld reicht nicht aus, ohne dass klar wird, wofür das Geld ausgegeben wurde)

Cannabis kann für Jugendliche auch ein Ventil sein, mit anderen Problemen umzugehen oder Stress abzubauen. Wenn Ihr Kind deshalb häufiger Cannabis konsumiert, steigt auch das Risiko für problematischen Konsum.

Einen problematischen Konsum erkennt man z. B. daran:

  • Es wird aus Gewohnheit konsumiert.
  • Ihr Kind konsumiert täglich oder fast täglich.
  • Ihr Kind konsumiert große Mengen oder nutzt z. B. eine Wasserpfeife, um die Wirkung zu verstärken.
  • Ihr Kind konsumiert weitere legale oder illegale Drogen, z. B. Alkohol.

Aus häufigem Cannabiskonsum bei Jugendlichen kann sich eine Cannabisabhängigkeit entwickeln. Eine Abhängigkeit macht sich durch Entzugserscheinungen bemerkbar, wenn über einen längeren Zeitraum kein Cannabis konsumiert wird. Typische Entzugserscheinungen sind Reizbarkeit, Unruhe, Ängstlichkeit, Bauchschmerzen, Zittern, Schwitzen oder Kopfschmerzen.

Cannabiskonsum bei Jugendlichen: Wie kann ich mein Kind schützen?

Video: Was hilft meinem Kind, um von Cannabis loszukommen? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Video als Text

Wenn Sie sich Sorgen um den Cannabiskonsum Ihres Kindes machen, dann sprechen Sie mit Ihrem Kind.

Folgende Verhaltensweisen können Ihnen dabei helfen:

Ruhe bewahren Eigene Haltung zeigen Regeln aufstellen und Grenzen setzen Konsequent sein Vorbild sein Wissen aneignen Im Gespräch bleiben Alternativen aufzeigen

Wichtig: Verzichten Sie darauf, die Kleidung oder Taschen Ihres Kindes nach Drogen oder Zubehör zu durchsuchen. Wenn Ihr Kind merkt, dass Sie in seine Privatsphäre eingedrungen sind, verliert es Vertrauen in Sie. Dadurch können die Probleme noch größer werden. 

Cannabiskonsum bei Jugendlichen: Wo finde ich Rat und Hilfe?

Für Eltern suchtgefährdeter und abhängiger Kinder und Jugendlicher gibt es ELSA – „Elternberatung bei Suchtgefährdung und Abhängigkeit von Kindern und Jugendlichen“, eine kostenlose und anonyme Online-Beratung.

Außerdem können Sie sich anonym an verschiedene Telefon- und Chatberatungen wenden:

  • Die bundesweite Sucht- und Drogenhotline bietet Beratung, Hilfe und Informationen für Betroffenen und Angehörige von Fachleuten:
    01806-31 30 31, täglich von 8 bis 24 Uhr
    kostenpflichtig für 0,20 Euro je Anruf aus dem deutschen Mobil- oder Festnetz
  • Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bietet ein Infotelefon zur Suchtvorbeugung. Hier werden Fragen zur Suchtprävention beantwortet und lokale Hilfs- und Beratungsangebote vermittelt.
    0221-89 20 31, montags bis donnerstags von 10 bis 22 Uhr, 
    freitags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr
    Es gelten die Preise Ihres Telefonanbieters.
  • Auf Drugcom.de, ein Aufklärungsportal der BZgA, gibt es eine online Drogen- und Suchtberatung für E-Mail oder Chat, bei dem man sich kostenlos mit Fachleuten austauschen und beraten lassen kann.
  • Im Suchthilfeverzeichnis der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) kann man verschiedene Beratungs- und Behandlungsprogramme nach unterschiedlichen Suchkriterien suchen, z.B. nach Suchtproblem, Region, Sprache usw.

Daneben existieren bereits Beratungs- und Interventionsprogramme, an die man sich wenden kann, wenn man Cannabis konsumiert und dies ändern möchte:

  • Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat das Programm „Quit the Shit“ ins Leben gerufen. Hier kann man kostenlos und anonym ein Programm über 4 Wochen durchlaufen mit dem Ziel, den Cannabiskonsum einzuschränken oder einzustellen.
  • Das Beratungsprogramm „Realize it“ für Cannabiskonsumierende beinhaltet Einzel- und Gruppenberatungen mit dem Ziel den Cannabiskonsum einzuschränken oder zu beenden. Es ist kostenlos und wird an vielen Drogen- und Suchtberatungsstellen durchgeführt.
  • FreD („Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumierenden") ist ein Angebot für junge Menschen im Alter von 14 bis 21 Jahren, die erstmals mit legalen oder illegalen Drogen auffällig geworden sind. Es handelt sich im eine Kurzintervention, in der sich Jugendliche kritisch mit ihrem eigenen Konsumverhalten auseinandersetzen sollen. Die Teilnahme ist kostenlos und kann freiwillig oder aber auch nach einer richterlichen Auflage erfolgen. Das Programm wird in Form von 2 bis 4 Gruppensitzungen über insgesamt 6 bis 10 Stunden durchgeführt. FreD findet an mehr an 230 Standorten in Deutschland statt.
Quellen Hinweis: Diese Gesundheitsinformationen können das Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt nicht ersetzen. Interessenkonflikte