Behandlung allgemein
Das Ziel aller Verfahren zur Behandlung von Kniearthrose ist es, die Schmerzen der Betroffenen zu lindern und die Bewegungsfähigkeit wieder herzustellen. Kniearthrose ist eine chronische Krankheit, die nicht heilbar ist. Nur die Symptome sind behandelbar.
Die drei wichtigsten Ziele der Behandlung von Kniearthrose im Überblick:
- Schmerzen verringern
- Beweglichkeit im Kniegelenk erhalten
- Verschleiß verlangsamen
Eine erfolgreiche Behandlung verbessert die Lebensqualität. Betroffene können wieder am beruflichen und privaten Leben teilnehmen.
Erfahren Sie mehr dazu in diesem kurzen Film:
Behandlung ohne Operation
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Kniearthrose zu behandeln. Die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Maßnahme sowie die Planung der zukünftigen Behandlung hängen immer auch von der aktuellen individuellen Situation der Patientinnen und Patienten ab. Gibt es Begleiterkrankungen? Wie aktiv ist die betroffene Person und wie aktiv möchte sie in Zukunft sein? Entscheidend für die Therapieplanung sind neben den Erwartungen, die sie an ihre Therapie stellt, auch Fragen, die die wahrscheinliche Therapietreue oder mögliche Kosten betreffen.
Die wesentlichen Bestandteile der Behandlung bilden die Aufklärung u. a. über die Erkrankung und die Bedeutung von Bewältigungsstrategien, weiter über körperliche Aktivität, Sport/Bewegungsprogramme, eine Verringerung des „sitzenden Verhaltens“, ggf. Gewichtsreduktion und einen proaktiven Umgang mit der Krankheit, um ihrem Fortschreiten vorzubeugen.
Konservative Maßnahmen sind alle Behandlungen, bei denen nicht operiert wird und das Gewebe unverletzt bleibt.
Bei den meisten Patientinnen und Patienten beginnt die Behandlung mit solchen konservativen Schritten. Dazu gehören u. a. Aufklärung über die Erkrankung und einen förderlichen Umgang mit ihr, Übungen oder Krankengymnastik, eventuell Gewichtsabnahme oder auch schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente.
Zunächst setzt man bei Kniearthrose auf Bewegung. Der Grund: Bewegung regt die Nährstoffversorgung des Knorpels an und fördert die Schmierung der Gelenkflächen. Auch die Muskeln, die sich nah an den Gelenken befinden, werden gestärkt.
Übergewicht ist ein gelenkbelastender Faktor. Reduziert man sein Gewicht, wird die mechanische Belastung des Kniegelenks und des Knorpels geringer.
Zu den physikalischen Maßnahmen werden medizinische Behandlungen gezählt, die Wärme, Gleichstrom, Licht und Kälte anwenden. Die aktuelle Forschungslage zur Wirksamkeit dieser Behandlungen lässt keinen einheitlichen Schluss zu. Um zuverlässige Aussagen über den Nutzen und mögliche unerwünschte Wirkungen dieser Verfahren machen zu können, wird noch Forschung benötigt.
Bei fortschreitender Arthrose reichen ab einem bestimmten Punkt Einzelmaßnahmen wie reine Bewegungsprogramme oder Gewichtsabnahme nicht mehr aus. Denn über die Jahre nehmen die Beschwerden bei Kniearthrose oft zu.
Hier greifen konservative Behandlungsprogramme. Sie kombinieren verschiedene Maßnahmen miteinander. Für die Patientinnen und Patienten werden dann ganz persönliche Behandlungspläne oder Programme zusammengestellt. Manche Therapien, wie Bewegungsprogramme, Schulungen zum Umgang mit der Erkrankung oder dem Einsatz von Hilfsmitteln sowie Ernährungsberatungen zur Gewichtsabnahme, werden möglicherweise zum ständigen Begleiter im Alltag. Andere hingegen, wie z. B. Wärme-/Kältebehandlungen, kommen nicht dauerhaft, sondern nur bei Bedarf zur Anwendung.
Behandlung mit Medikamenten
Kniearthrose kann sehr schmerzhaft sein. Um die Schmerzen und die Entzündung zu lindern, werden Medikamente eingesetzt. Ziel ist es, die betroffenen Gelenke wieder belasten zu können. Denn Bewegung fördert auch die Versorgung des Knorpels.
In der medikamentösen Schmerzbehandlung werden zwei wesentliche Gruppen unterschieden: Nicht-Opioid-Schmerzmedikamente und Opioid-Schmerzmedikamente. In der Schmerztherapie bei Arthrose kommen insbesondere Nicht-Opioide wie Paracetamol und die Wirkstoffgruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) zum Einsatz.
In seltenen Fällen kann bei Arthrose auch eine Behandlung mit Opioiden angebracht sein. Wegen der möglichen starken Nebenwirkungen der Medikamente und ihres Suchtpotentials wird hierzu aber erst geraten, wenn alle anderen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft wurden. Im Wesentlichen kommt eine Behandlung mit Opioiden in zwei Fällen in Frage:
- wenn Sie nicht operiert werden können und Sie trotz Ausschöpfung aller anderen Behandlungsmöglichkeiten Dauerschmerzen haben oder
- wenn Sie andere Schmerzmittel nicht nehmen dürfen, wie zum Beispiel Paracetamol oder NSAR.
Hinweis: Die eingesetzten Medikamente sind nicht nur speziell für Arthrose entwickelt worden. Sie helfen auch bei anderen Beschwerden, die mit Schmerzen einhergehen.
Die Schmerzbehandlung wird dem persönlichen Schmerzempfinden der Betroffenen angepasst.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt eine Schmerzbehandlung in drei Stufen. Mit jeder Stufe kommen weitere Wirkstoffe hinzu.
Schmerzmedikamente gibt es in unterschiedlichen Darreichungsformen: als Tabletten, Salben, Cremes, Pflaster oder als Spritze (Injektion).
Aktuelle Leitlinien empfehlen bei Kniearthrose, mit äußerlich angewendeten NSAR zu beginnen. Äußerlich angewendete NSAR wirken bei Knieschmerzen direkt unter der Haut. Wie viel Sie von dem Schmerzmittel über die Haut aufnehmen, ist abhängig von der Fläche der eingecremten Stelle, nicht von der Dicke der aufgetragenen Schicht. Im Vergleich zu Tabletten treten weniger Nebenwirkungen auf, die den Magen-Darm-Trakt betreffen. Dafür kommt es häufiger zu leichten Nebenwirkungen, wie Rötung und Jucken an der behandelten Stelle. Wenn die schmerzmindernde Wirkung nicht ausreicht, können orale NSAR eingesetzt werden.
Welche Medikamente in Ihrem Fall konkret in Frage kommen, wird Ihnen Ihr Arzt, Ihre Ärztin erläutern. Denn er oder sie kennt alle Ihre Erkrankungen und weiß, was Sie außer den Arzneimitteln gegen die Arthrosebeschwerden noch einnehmen. So lassen sich Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten vermeiden.
Die Behandlung mit Medikamenten sollte immer zur persönlichen Situation passen. Bevor Sie sich für die Einnahme eines Medikamentes entscheiden, sollten Sie folgende Fragen klären:
- Haben Sie gute oder schlechte Erfahrungen mit bestimmten Wirkstoffen gemacht?
- Haben Sie einen bestimmten Wirkstoff schon einmal gut oder schlecht vertragen?
- Sind Ihnen Allergien oder sonstige Unverträglichkeiten bekannt?
- Welche weiteren Erkrankungen gibt es?
Besprechen Sie daher das Vorgehen mit dem Arzt, der Ärztin, der oder die Sie am besten kennt. Dann ist die beste Voraussetzung dafür geschaffen, dass Sie beide gemeinsam den Weg zwischen der besten Wirkung und dem geringsten Schaden finden.
Behandlungen mit Operation
Unter Behandlungen mit einer Operation werden alle Maßnahmen zusammengefasst, die in den Körper eingreifen – von der Spritze bis zum Kniegelenkersatz.
Bei den meisten Patientinnen und Patienten beginnt die Behandlung mit diesen Maßnahmen erst, wenn die Kniearthrose so weit fortgeschritten ist, dass konservative Therapiemethoden keine Linderung mehr verschaffen.
Bei Arthrose kann sich das Knie auch entzünden (aktivierte Arthrose). In solchen Fällen wird Kortison in den Gelenkspalt des Knies gespritzt (Injektion). Kortison (in der Fachsprache Glukokortikoid genannt) hat eine schmerzlindernde, entzündungshemmende Wirkung. Eine Behandlung mit Kortisonspritzen wird von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet.
Das Kortison hemmt die Abwehrzellen. Diese Art der Behandlung wird zurückhaltend und nur befristet eingesetzt, denn grundsätzlich besteht bei Injektionen immer die Gefahr, dass Bakterien von der Hautoberfläche in den Körper – in diesem Fall dem Kniegelenk – gelangen können.
Auch Hyaluronspritzen werden zur Behandlung angeboten. Hyaluronsäure ist ein natürlicher Bestandteil der Gelenkflüssigkeit, der bei Arthrosepatientinnen und -patienten oftmals vermindert ist. Die Spritzen sollen diese fehlende Hyaluronsäure ersetzen. Die erwartete Wirkung ist Schmerzlinderung und eine Funktionsverbesserung. Die bisherigen Studien zeigen jedoch widersprüchliche Wirksamkeitsnachweise. Daher zählen Hyaluronspritzen ins Knie zu den individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) und werden nicht von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet.
Für eine Eigenbluttherapie, Injektionen mit Stammzellen und andere Wachstumsfaktoren liegen derzeit noch keine auseichenden Wirksamkeitsnachweise vor. Viele Fragen zur Anwendung und Wirksamkeit sowie zu möglichen Nebenwirkungen bleiben derzeit noch offen.
Bei einer Gelenkspiegelung, auch Arthroskopie genannt, wird über einen sehr kleinen Schnitt eine Kamera (das Arthroskop) in das Gelenk eingeführt. Sie überträgt die Bilder aus dem Gelenk auf einen Monitor. Für den Eingriff werden zusätzlich schmale Operationsinstrumente in das Gelenk eingebracht und durch die Kamera über einen großen Bildschirm kontrolliert.
Warum macht man eine Gelenkspiegelung?
Das Ziel ist es, den störenden kaputten Knorpel sowie Knochen aus dem Gelenk zu entfernen. Gelenkflächen werden geglättet und entzündliche Stoffe ausgeschwemmt (Lavage, Debridement). Das Gelenk soll hierdurch wieder beweglicher werden und weniger schmerzen. Gleichzeitig kann der Arzt, die Ärztin bei der Operation sehen, wie weit die Gelenkzerstörung durch die Arthrose bereits fortgeschritten ist.
Durch die Weiterentwicklung von Forschung und Technik werden laufend weitere Behandlungsansätze im Zusammenhang mit einer Gelenkspiegelung erprobt und eingeführt.
Dazu gehören zum Beispiel Maßnahmen zur Anregung der Knorpelbildung (Regeneration) oder zum Knorpelersatz (Transplantation). Für etliche dieser Behandlungen ist die Forschung aber noch nicht ausreichend, um gesicherte Aussagen über den Nutzen und den Schaden machen zu können. Daher werden die Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen meist nicht übernommen. Man spricht hier auch von experimentellen Verfahren. Medizinische Leitlinien sprechen sich gegen deren Anwendung aus.
Im Fokus: Kniegelenkersatz
Ein künstliches Kniegelenk – auch Knieprothese genannt – ist ein vollständiger oder teilweiser Ersatz eines Kniegelenks durch eine Prothese. Dieser Eingriff lässt sich nicht mehr rückgängig machen, deswegen sollte die Maßnahme gut abgewogen werden. Ein künstliches Kniegelenk wird normalerweise nur dann eingesetzt, wenn die Funktionalität des Kniegelenks dauerhaft gestört oder die Beweglichkeit durch sehr starke Schmerzen eingeschränkt ist und wenn alle anderen Behandlungsmöglichkeiten nicht mehr anschlagen.
Selbsttest Kniearthrose: Ist eine OP bei mir schon nötig?
Patientinnen und Patienten haben das Recht auf eine qualifizierte ärztliche Zweitmeinung bei dem geplanten Einsetzen einer Knie-Endoprothese. Unabhängige Fachärztinnen und Fachärzte prüfen in einem solchen Zweitmeinungsverfahren, ob die empfohlene Operation medizinisch notwendig ist, und beraten die Versicherten zu möglichen Behandlungsalternativen. Das neue Zweitmeinungsverfahren greift, wenn Patientinnen und Patienten die Implantation einer Total- oder Teilendoprothese des Kniegelenks empfohlen wird. Der Anspruch besteht auch, wenn es sich um eine Revisionsoperation handelt, also einen Folge-, Wechsel- oder Korrektureingriff an der Knie-Endoprothese. Ziel des Angebots ist es, Patientinnen und Patienten bei der Entscheidung für oder gegen eine solche Operation zu unterstützen und medizinisch nicht gebotene Eingriffe am Kniegelenk zu vermeiden.
Je nachdem, wie stark Ihre Arthrose fortgeschritten ist und abhängig vom Zustand Ihrer Bänder kommen unterschiedliche Arten von künstlichen Kniegelenken zum Einsatz:
- Hemischlittenprothese (halbseitiges Ersatzknie)
- totale (Knie-)Endoprothese
- achsgeführte Prothese
Beim Einsetzen einer totalen Knieprothese wird die beschädigte Oberfläche des Kniegelenks durch eine neue glattere Oberfläche aus Kunststoff oder Metall ersetzt. Dafür werden alle Gelenkflächen des Kniegelenks an Oberschenkel und Schienbein mit Prothesen versehen. Die Oberteile und Unterteile der Prothese sind nicht miteinander verbunden. Die beiden Teile gleiten aufeinander wie ein Schlitten. Die festen Bänder am Knie grenzen die Bewegungen trotzdem ein.
Die Operation selbst dauert einige Stunden. Nach etwa sechs Wochen haben sich die Patientinnen und Patienten erholt und können zu ihren normalen Aktivitäten zurückkehren.
Die Ersatzgelenke bestehen aus Metall, Kunststoff oder Keramik. Manchmal werden die Materialien auch kombiniert. Es ist wichtig, dass der obere Anteil gut auf den unteren passt. Es darf kein Abrieb entstehen.
Knieprothesen können mit oder ohne einen besonderen Knochenzement sowie mit einer Kombination aus beidem (hybrid) verankert werden. Bei der Kombination wird ein Teil des Ersatzgelenks mit Zement und ein Teil ohne Zement befestigt. Am Knie ist die Vorgehensweise mit dem besonderen Knochenzement die Standardmethode. Verankerungen des Ersatzgelenks ohne Zement kommen nur bei hervorragender Knochenqualität in Frage.
Es gibt zwei Verfahren: die offene Operation und die Operation mit kleinen Schnitten in der Haut (minimal-invasive Operation).
- Bei der offenen Operation macht die Ärztin, der Arzt einen großen Hautschnitt am Knie. Damit lässt sich das Knie vollständig öffnen. Die Oberschenkelmuskeln werden auseinandergeschoben und die Kniescheibe an die Seite verlagert. Danach entfernt die Ärztin den abgenutzten Knorpel und die Knorpelscheiben (Menisken). Die Gelenkflächen werden für die Aufnahme der Prothese vorbereitet. Die Befestigung des Ersatzgelenks erfolgt mit oder ohne Knochenzement.
- Bei der minimalinvasiven Operation nimmt die Ärztin nur einen kleinen Schnitt am Knie vor. Dann gelangt sie mit schmalen und langen Werkzeugen ins Innere des Knies. Die Kniescheibe bleibt in ihrer normalen Lage. Nach einer minimalinvasiven Operation haben Patientinnen und Patienten weniger Schmerzen und können sich schneller wieder bewegen. Sie eignet sich jedoch nicht für alle. Bei viel Fettgewebe unter der Haut kann diese Operationsart nicht angewandt werden. Außerdem passen nicht alle Prothesenarten zu einer Operation mit kleinen Hautschnitten.
Ein bis drei Tage nach der Operation können Sie unter krankengymnastischer Anleitung mit Bewegungsübungen beginnen. Nach Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks bleiben Sie ein bis zwei Wochen im Krankenhaus. So lange dauert es etwa, bis die Wunden abgeheilt sind.
Im Anschluss an die Krankenhauszeit erfolgt eine Behandlung, um alle wichtigen Fähigkeiten und Bewegungen für den Alltag wiederherzustellen. Die Rehabilitation kann über mehrere Wochen in einer besonderen Klinik erfolgen, aber auch ambulant. In diesem Fall fahren Sie jeden Tag in ein Rehabilitationszentrum und übernachten zu Hause.
Viele Patientinnen und Patienten müssen die krankengymnastischen Übungen auch nach Abschluss der Rehabilitation weiterführen, damit sie gute Erfolge erzielen.