Berlin, 12. Juli 2022 – Schwere Erkrankungen wie Krebs, Demenz oder Herz-Kreislauf-Probleme treffen die meisten Menschen unvorbereitet. Früherkennungs-Untersuchungen sollen Krankheiten im Körper aufspüren, noch bevor Beschwerden auftreten. Aber sind diese Verfahren auch sinnvoll und zuverlässig? Lesen Sie hier, was man bei der Entscheidung für oder gegen eine Früherkennungs-Untersuchung bedenken sollte.

Für viele Erkrankungen gilt: Je früher sie erkannt werden, desto besser stehen die Chancen einer erfolgreichen Behandlung. Hier setzen Früherkennungs-Untersuchungen an: Sie sollen Krankheiten oder ihre Vorstufen aufspüren, selbst wenn sich noch keine Beschwerden bemerkbar machen. 

Solche Untersuchungen gibt es für viele verschiedene Krankheiten, z. B. für Diabetes, verschiedene Arten von Krebs sowie Erkrankungen der Nieren, Augen oder des Herz-Kreislauf-Systems.

Welche Untersuchungen bezahlt die Krankenkasse? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Einige Früherkennungs-Untersuchungen werden von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Je nach Alter und Geschlecht kann man zum Beispiel die folgenden Untersuchungen in Anspruch nehmen:

Gesundheits-Check-up für Erwachsene Zahnärztliche Kontrolle Hautkrebs-Screening Darmkrebs-Früherkennung Früherkennung für Frauen Früherkennung für Männer Früherkennung für Kinder

Gibt es auch kostenpflichtige Früherkennungs-Untersuchungen? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Manche Ärzte und Ärztinnen bieten auch Früherkennungs-Untersuchungen an, die in der Regel nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden. Dazu gehören z. B.

  • Untersuchung der Augen zur Früherkennung eines Glaukoms (grüner Star)
  • Hirn-Leistungscheck zur Früherkennung von Demenz
  • Ultraschall-Untersuchung oder MRT zur Früherkennung von Brustkrebs
  • PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs

Es gibt noch viele weitere Früherkennungs-Untersuchungen, die normalerweise keine Leistung der gesetzlichen Krankenkasse sind. Ärzte und Ärztinnen bieten sie aber häufig trotzdem an. Fragen Sie deshalb am besten immer vorher, ob Sie für eine Früherkennung bezahlen müssen.

Liste: Meine Fragen an den Arzt
Ihnen wurde eine Früherkennungs-Untersuchung empfohlen? Ärzte und Ärztinnen sind verpflichtet, Sie über Untersuchungen und Behandlungen aufzuklären. Folgende Fragen können Ihnen helfen, Ihr Anliegen beim nächsten Arztbesuch zu besprechen:

  • Wie wahrscheinlich ist es, dass ich die Krankheit bekomme?
  • Welche Vorteile habe ich, wenn die Krankheit früh entdeckt wird?
  • Gibt es Nebenwirkungen oder andere mögliche Nachteile durch die Untersuchung?
  • Wie zuverlässig ist der Test?
  • Was passiert, wenn mein Test positiv ist?
  • Wer bezahlt die Untersuchung?

Zum Herunterladen: Meine Fragen an den Arzt

Wer entscheidet, welche Untersuchungen die Krankenkassen bezahlen?

Welche Früherkennung die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen müssen und welche nicht, entscheidet der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA). Der G-BA ist eine Gruppe von Experten und Expertinnen aus dem Gesundheitswesen. Dazu gehören unter anderem Vertreter und Vertreterinnen von Vereinigungen der Krankenkassen, Krankenhäuser und Kassenärzte und Kassenärztinnen. Anhand von Studien bewertet der G-BA den Nutzen von medizinischen Untersuchungen oder Behandlungen. Aber auch der mögliche Schaden wird  bewertet, z.B. welche Nebenwirkungen auftreten können. Anhand der Ergebnisse trifft der G-BA eine Entscheidung.

Wann ist eine Früherkennungs-Untersuchung sinnvoll? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Ob eine Früherkennungs-Untersuchung sinnvoll, nutzlos oder gar schädlich ist, lässt sich nicht so einfach sagen. Dies hängt häufig vom Einzelfall und der jeweiligen Untersuchung ab. Die wichtigsten Kriterien, um den Nutzen von Screenings zu beurteilen, sind hier zusammengefasst:

  • Die Erkrankung, die das Screening aufspüren soll, sollte ein wichtiges Gesundheitsproblem darstellen. Sie ist so weit erforscht, dass man ihre Entstehung und den natürlichen Verlauf weitgehend versteht.
  • Es gibt eine anerkannte Behandlung für die Erkrankung in der Früh-Phase. Die Nebenwirkungen und Risiken dieser Behandlung sind annehmbar.
  • Die Behandlung bringt erhebliche Vorteile für den Patienten oder die Patientin, wenn sie schon vor Ausbruch der Erkrankung beginnt. Eine frühe Behandlung führt z.B. zu einem längeren Leben oder einem milderen Krankheitsverlauf.
  • Es gibt Untersuchungen und Tests, die die Erkrankung in der Früh-Phase zuverlässig erkennen. Falsche Ergebnisse können nahezu ausgeschlossen werden.
  • Die Untersuchung selbst ist für den Patienten, die Patientin annehmbar. Sie verursacht keine starken Nebenwirkungen oder Folgeschäden.

Wieso können Früherkennungs-Untersuchungen auch schaden? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Eine Früherkennungs-Untersuchung kann auch Nachteile für den Patienten, die Patientin haben. Zum einen kann die Untersuchung selbst mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden sein. Zum anderen kann sie auch falsche Ergebnisse liefern. 

Früherkennungs-Untersuchungen bieten keine völlige Sicherheit. So besteht bei fast jeder Untersuchung die Möglichkeit, dass eine Erkrankung trotzdem übersehen wird. Oder es wird fälschlicherweise eine Erkrankung festgestellt, die tatsächlich gar nicht vorliegt. In diesem Fall kann es zu unnötigen weiteren Untersuchungen und vielleicht sogar Behandlungen kommen.

Das Ergebnis einer Früherkennungs-Untersuchung kann Erleichterung bringen, wenn das Ergebnis negativ ausfällt, also: Wenn keine Krankheit gefunden wird. Wird aber doch eine Erkrankung festgestellt, ist das für die meisten Betroffenen sehr belastend. Auch wenn Früherkennungs-Untersuchungen die Chance einer erfolgreichen Behandlung erhöhen, entscheiden sich deshalb manche Menschen dagegen.

Vorsorge oder Früherkennung – was ist der Unterschied? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Früherkennungs-Untersuchungen werden häufig auch als „Vorsorge“ bezeichnet. Bei Vorsorge handelt es sich aber genau genommen um etwas anderes: Mit diesem Wort bezeichnet man alle Maßnahmen, die Erkrankungen verhindern sollen. 

Bei Infektions-Krankheiten können z. B. Händewaschen und Impfungen Vorsorge sein, weil sie einer Ansteckung vorbeugen. Für Schwangere gibt es Vorsorge-Untersuchungen, die gesundheitliche Probleme bei Mutter und Kind verhindern sollen. 

Früherkennungs-Untersuchungen können keine Krankheiten verhindern. Sie dienen dazu, diese so  früh wie möglich festzustellen. Dadurch hat man die Möglichkeit, eine schnellere, erfolgreichere Behandlung zu bekommen.

Quellen