Prof. Dr. Ruth Kirschner-Hermanns, Fachärztin für Urologie, Bonn: Welche Hilfsmittel gibt es bei Harnkontinenz?
Erstmal muss man natürlich unterscheiden zwischen Hilfsmitteln, die ich mir selber anlege mit denen der Patient oder der Betroffene selber umgeht und die, die in der Pflege benutzt werden, wenn jemand nicht mehr selber für sich sorgen kann. Die Hilfsmittel, die wir hier haben, sind Hilfsmittel, die der mobile Patient bei sich selber anlegen kann.
Wir haben hier ganz verschiedene Hilfsmittel. Ein Hilfsmittel, was gern benutzt wird für Männer, die nicht so viel Urin verlieren, sind sogenannte Tropfenfänger. Und da muss man immer drauf achten, dass wirklich der Hodensack und der Penis hier rein passen, so dass beim Tröpfeln wirklich das auch nur in die Vorlage geht. Manche Männer kommen aber auch viel besser damit zurecht, dass sie eine Vorlage haben, die einfach vorne hier viel stärker gefüttert ist als hinten.
Und diese sogenannten Höschenwindeln gibt es auch unterschiedlich für Männer und Frauen. Und das Gute bei Hosen, im Gegensatz zu Vorlagen, die man so festkleben muss: Die machen den Wechsel einfacher. Das heißt, jemand, auch wenn er inkontinent ist, sollte natürlich möglichst trotzdem zur Toilette gehen und die Blase auf normalem Weg entleeren.
Noch besser, und vielleicht auch schöner, sind diese Hosen, die ganz normal auch nach außen hin wie eine normale Unterhose aussehen die aber, entweder eingearbeitet, schon einen gewissen Nässeschutz haben wo man aber auch noch zusätzlich eine Vorlage, die man dann wechselt, benutzen kann. Im Prinzip gibt es alle diese Vorlagen auch für Frauen.
Und bei Vorlagen, wenn Sie jetzt sagen: Wo ist der Unterschied zwischen einer Vorlage für Inkontinenz und einer Vorlage für eine Regelblutung, dann ist das einfach in dem Saugvermögen. Man sollte sich genau die Saugfähigkeit angucken, und zwar Größe im Verhältnis zur Saugfähigkeit. Also je kleiner und je mehr Saugfähigkeit desto besser die Vorlage. Auf allen Packungen sind Symbole, meistens in Tropfenform, die dann zeigen: ist das mehr für eine leichtere Inkontinenz oder für eine schwerere? Meistens sind die Tropfen, die dunkel ausgefüllt auf der Packung erscheinen die zeigen, wie stark die Saugfähigkeit des jeweiligen Hilfsmittels ist.
Andere Kriterien sind aber auch, ob sie Geräusche machen. Wenn ich damit laufe, dass sie dann nicht so knistern und knackern. Es muss ja nicht unbedingt meine Nachbarin wissen, was ich in der Hose habe. Und das dritte ist, wie sehr sie sitzen. Ob die sich verschieben, ob die, wenn ich mich bewege, ob ich Fahrrad fahre, ob das bequem ist, und unten nicht unbequem, und nicht scheuert. Die Hilfsmittel können vom Arzt verschrieben werden, und das ist auch erstmal der richtige Weg. Aber kaum ein Arzt hat wirklich Überblick über die ganze Breite der Hilfsmittel. Und ich kann aus meiner Erfahrung nur sagen: Wenden Sie sich an spezielle Pflegekräfte und natürlich an das Sanitätshaus Ihrer Wahl.