Wieso hilft eine Psychotherapie bei Insomnie?
Wir denken, dass es ganz wichtig ist, dass, wenn man chronisch schlecht schläft, dass man guckt, was kann ich tun, an Behandlungsmöglichkeiten und entsprechend einen Psychotherapeuten, Psychiater aufsucht. Weil da wirklich Optionen zur Verfügung stehen, auch wirklich gut zu helfen und auch relativ schnell zu helfen. Das hat nichts damit zu tun, dass man da zweihundert Stunden jetzt auf der Couch liegen müsste und die Kindheit aufarbeiten muss. In vielen Fällen kann man mit kurzen Interventionen, in zwei, drei Wochen, zwei, drei Sitzungen für den Betroffenen helfen.
Was wird in diesen Sitzungen konkret gemacht?
Aktuell wirklich die Methode der Wahl, auch durch viele Fachgesellschaften abgesichert und durch Evidenz aus der wissenschaftlichen Fachliteratur, ist die sogenannte kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie, Kurzbegriff KVTI. Was versteht man darunter? Das sind einerseits Entspannungstechniken, progressive Muskelentspannung, die Regeln zur Schlafhygiene, wie, eben nicht auf die Uhr schauen, keinen Alkohol trinken, spezifische, verhaltenstherapeutische Techniken, Stimulus Kontrolle, Schlafrestriktion. Stimulus Kontrolle heißt, das Bett ist nur zum Schlafen da. Das heißt, nachts aufstehen, wenn man nicht schlafen kann. Das heißt auch, tagsüber nicht schlafen. Es heißt, regelmäßiger Rhythmus und das heißt auch, wenn man nicht einschlafen kann, wieder aufstehen. Die Schlafrestriktion geht in dieselbe Richtung und bedeutet, dass man die Bett-Zeit verkürzt. Viele Betroffene leiden darunter, vielleicht nur fünf, sechs Stunden Schlaf zu bekommen und die Schlafrestriktion sagt dann, das ist jetzt dein Zeitfenster. Fünf Stunden, weil damit der Schlafdruck verstärkt wird und dann man wieder schnell ein- und durchschläft. Nur in den fünf Stunden und dann dehnt man die Zeiten wieder aus. Ist aber anstrengend, fordert Betroffene auch heraus natürlich. Und was noch ein wichtiger Bestandteil ist, sind natürlich sogenannte kognitive Techniken, um nächtliche Grübeleien zu reduzieren, wo man mit dem Patienten Strategien bespricht. Wie kriege ich dieses Gedankenkreisen aus meinem Kopf raus nachts?Und wenn jetzt, sage ich mal, keine schwerwiegende körperliche oder psychische Erkrankung vorliegt, kann man sicherlich sechzig, siebzig Prozent schon mal ganz gut helfen, der Betroffenen gut helfen, mit diesen Techniken.
Wie kann man die Wartezeit auf einen Therapieplatz überbrücken?
Also es dauert häufig natürlich sehr lange, um einen Therapeuten oder eine Therapeutin zu finden. Ganz einfach, weil es doch relativ wenige gibt, die wirklich auf die Insomnie spezialisiert sind. Die Frage ist natürlich, was mache ich in der Zwischenzeit? Eine Option kann natürlich sein, auf auch internetbasierte Programme zurückzugreifen. Auch da gibt es in Deutschland inzwischen qualitätsgesicherte Programme, wobei qualitätsgesichert für mich bedeutet, dass es ein Programm ist, das evaluiert worden ist. An nicht nur zehn Patienten, sondern vielleicht an hunderten von Patienten und nachweislich eine Wirkung nachgewiesen wurde. Die Inhalte sind natürlich genau dieselben. Der einzige Unterschied ist natürlich, dass die Inhalte sozusagen dann vorgegeben werden, je nachdem, wie die Struktur ist, es strukturiert ist. Es gibt Programme, da haben Sie viele Filme dabei, da haben Sie permanent Fragen und Antworten, wo man sich so durchhangeln kann und dadurch sozusagen den Lerneffekt erzielt. Auch präventiv, da sehe ich auch einen großen Punkt.