Mein Name ist David Meyer, ich bin 1987 geboren. Ich leide seit meiner Jugend eigentlich an Adipositas und wiege aktuell 149 Kg bei einer Körpergröße von 178 cm.
Als Jugendlicher haben mir die Ärzte schon oft gesagt, dass ich zu viel wiege, aber Adipositas hat dann tatsächlich ein Arzt erst, als ich erwachsen war, in den Mund genommen. Das Schizophrene an der Situation mit Adipositas ist, dass man auf der einen Seite sich sehr gesund fühlen kann, was ich auch tue, aber auf der anderen Seite weiß, dass man nicht gesund lebt, dass der Körper nicht in einem Zustand ist, in dem er eigentlich sein sollte.
So ganz krasse Bluthochdruckwerte habe ich noch nicht. Natürlich sind die höher als, sage ich mal, eine normalgewichtige Person das hat und die schießen auch bei Belastung schneller in die Höhe als es vielleicht bei einem normalgewichtigen Menschen ist. Eine Schilddrüsenunterfunktion ist natürlich da. Was dann quasi noch dazukommt, ist, dass ich eine Atemmaske brauche zum Schlafen, weil das Gewicht auf die Luftröhre drückt und ich quasi jede Minute einmal aufhöre zu atmen.
Wenn ich an die Familie denke, dann ist das schon auch eine Einschränkung. Als Beispiel ein Freizeitpark: Da muss ich dann durch eine Gewichtsbeschränkung halt draußen bleiben aus bestimmten Fahrgeschäften und da muss halt meine Frau mit den Kindern fahren. Obwohl ich das vielleicht doch dann selber gerne eigentlich machen würde. Das beeinträchtigt im alltäglichen Leben eigentlich alle Bereiche. Gehe ich in der Arbeit zu einem Termin zwei Stockwerke zu Fuß hoch und fang an zu schwitzen und fühle mich dann unangenehm oder fahre ich das dann mit dem Aufzug und wenn das dann ein Normalgewichtiger sieht, denkt er sich dann: "Ja klar, der Dicke fährt wieder mit dem Aufzug."
Es gibt Momente im Leben, wo man sagt: Nein, das ist mir jetzt alles egal und mir ist Familie zum Beispiel viel wichtiger als meine eigene Gesundheit in dieser Hinsicht. Oder man sagt: Nein, jetzt ist mir das alles zu viel und ich kann nicht mehr und ich will nicht mehr, Bootcamp, OP, egal was: Hauptsache jetzt sofort was dagegen machen.
Ich denke, dass die Ernährungsberatung ein Mittel sein kann, mich und meinen Körper besser zu verstehen. Weil nur immer: Das darfst du gar nicht und davon nur 500 Gramm und das nur zweimal im Jahr, das funktioniert halt nicht, wenn man nicht weiß, warum.
Bei den Kindern ist es zum Beispiel so, dass wir schon sehr auch darauf achten, was die essen, dass sie gesund essen, dass sie Gemüse mitessen, dass sie eben nicht den ganzen Tag über Süßigkeiten essen. Sie gehen zum Turnen, sie gehen zum Fußball spielen, sie sind viel draußen und laufen draußen herum.
Natürlich habe ich auch versucht, Sport generell mehr in mein Leben einzubringen. Die obligatorische Fitnessclub-Mitgliedschaft, die dann nach dreimal hingehen und dann vielen Ausreden wieder aufgegeben wurde, darf da natürlich auch nicht fehlen. Aus irgendeinem Grund schaffe ich es nicht, das aktiv in meinen Alltag einzubringen.
Ja, gefühlt ist es für die Zukunft natürlich schon so, dass man wie mit einem offenen Auge quasi auf eine Wand zuläuft und sagt: Ah, ich seh, da kommt schon eine Wand, aber ich kann ja noch laufen, also könnte ja auch immer noch meine Richtung ändern. Das Paradoxe ist eben einfach, dass man auf der einen Seite weiß, was man tun muss, auf der anderen Seite es aber irgendwie nicht tun kann.
Ich glaube, wenn ich mir etwas wünschen sollte für die nächsten Jahre, dann wirklich herauszufinden, wie ich den Schalter umlegen kann.
Mehr Informationen zum Thema Adipositas finden Sie auf dem Gesundheitsportal der Stiftung Gesundheitswissen.
Wissen ist gesund!