Diagnose Kniearthrose: Arten des Gelenkersatzes
Bei einer Gelenkersatz-Operation wird die geschädigte Gelenkfläche ersetzt. Das heißt: Der geschädigte Knorpel wird abgetragen, es wird etwas von dem geschädigten Knochen abgetragen und stattdessen wird ein prothetisches Material aufgebracht. Je nachdem, wie die Beschaffenheit der Gelenkfläche ist, wie die Beschaffenheit des umgebenden Kapsel-Band-Apparates und der Muskeln ist, wählt man dann auch eine ganz bestimmte Art von Prothese aus.
Die Hemischlittenprothese
Der Hemischlitten ist sozusagen die „Light-Variante“ der OP. Wenn zum Beispiel ein Teil des Gelenkes intakt ist und nur eine Seite abgenutzt ist, also arthrotisch ist, mit geschädigtem Knorpel und geschädigtem Knochen, dann kann es Sinn machen, eine sogenannte Hemischlittenprothese zu verwenden, wo nur ein Teil des Gelenks ersetzt wird. Und zwar wird nur auf einer Seite beim Oberschenkel die Gelenkfläche ersetzt und nur auf einer Seite beim Unterschenkel, so dass im Endeffekt gar nicht so viel Material im Knie ist.
(Demonstriert Beugung und Streckung anhand des Prothesenmodells)
Die Totale Knie-Endoprothese
Eine totale Knie-Endoprothese kann man sich vorstellen wie eine Krone, die auf einen Zahn kommt. Und so ist das hier auch. Man hat ein Teil, das auf den Oberschenkelknochen draufkommt, und ein Teil, das auf den Unterschenkelknochen kommt. Und dazwischen hat man eine (künstliche) Gelenkscheibe, wie ein Meniskus – aber aus Polyethylen. Ober- und Unterteil sind dann die neuen Gelenkflächen. Es ist immer noch das eigene Kniegelenk, mit den eigenen Muskeln, Bändern, der eigenen Kapsel und eigenen Sehnen. Lediglich die Gelenkflächen sind neu! Nämlich da, wo die Arthrose gesessen hat, und da, wo der Knorpel beansprucht war oder beschädigt war. Und so funktioniert das dann. (Demonstriert)
Und nach einer solchen Operation ist das Knie auch relativ bald wieder einsatzfähig. Weil einfach die Stelle, wo die zwei Gelenkflächen aneinander gerieben haben, Knochen auf Knochen schmerzhaft gerieben hat – diese Stelle ist ersetzt.
Die achsgeführte Knieprothese
Wenn die Seitenbänder und eventuell auch die Gelenkkapsel nicht mehr intakt sind, dann benötigt man eventuell eine achsgeführte Endoprothese. Das bedeutet, es gibt einen Stiel, der in den Unterschenkelknochen hineinreicht, und einen Stiel, der in den Oberschenkelknochen hineinkommt. Und das soll das Knie in der Längsachse stabilisieren, so dass Aufklappbewegungen nicht möglich sind. Und das macht man dann, wenn die Seitenbänder und der Kapsel-Band-Apparat und die Muskeln nicht mehr intakt sind.
Bei Kniegelenkersatz-Operationen werden in der Regel Stoffe verwendet, die sehr gut verträglich sind und im Körper keine Probleme machen. Das kann Polyethylen sein, das kann Titan sein. Und wie das an dem Knochen hält – das ist sehr unterschiedlich. Da können Knochenzemente verwendet werden oder es wird die zementfreie Endoprothese benutzt, wo sich der Knochen dann mit dem Material verbindet. In jedem Fall kommt es dann in den allermeisten Fällen zu einer sehr stabilen Situation und nach einer Rehamaßnahme ist dann das Gelenk auch wieder voll funktionsfähig.
Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie auf der Internetseite der Stiftung Gesundheitswissen in der Gesundheitsinformation Kniearthrose.
Das Interview mit Prof. Dr. med. Martin Scherer (Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin in Hamburg) wurde im März 2017 aufgezeichnet.