Das wichtigste Ziel bei der Behandlung von Adipositas ist eine Gewichtsabnahme. Dabei geht es nicht darum, möglichst schnell viele Kilos zu verlieren. Vielmehr soll die Therapie dabei helfen, langfristig Gewicht abzunehmen und nicht wieder zuzunehmen.
Durch die dauerhafte Gewichtsabnahme sinkt das Risiko für Folgeerkrankungen. Man wird auch wieder leistungsfähiger und das allgemeine Wohlbefinden verbessert sich.
Welche Behandlung im Einzelnen sinnvoll ist und erfolgen sollte, hängt vom Schweregrad der Adipositas und von den vorliegenden persönlichen Risikofaktoren und Begleiterkrankungen ab. Auch das Alter und die Wünsche der Patientinnen und Patienten können die Entscheidung über eine Behandlung beeinflussen.
Ernährung und Bewegung
Um abzunehmen, muss der Körper mehr Energie verbrauchen, als er aufnimmt. Das erreicht man zum Beispiel, indem man insgesamt weniger isst oder kalorienreiche Lebensmittel durch kalorienarme ersetzt. Die Ernährung wird dabei Schritt für Schritt umgestellt, sodass man langsam, aber dafür anhaltend Gewicht verliert. Ein Ernährungsberater, eine Ernährungsberaterin kann die Umstellung begleiten.
Für jede Bewegung benötigt der Körper Energie. Je aktiver wir sind, umso größer also auch der Energieverbrauch. Deswegen leisten auch Sport und Bewegung einen wichtigen Beitrag zur Gewichtsabnahme.
Welche Arten von Sport und Bewegung kommen infrage?
Wie häufig und intensiv man sich bewegen kann, hängt von der persönlichen Fitness ab. Wer sich bisher wenig bewegt hat, fängt in der Regel damit an, seine Aktivität im Alltag allmählich zu steigern. Solche Aktivitäten sind zum Beispiel Treppensteigen statt Aufzugfahren, schnelles Gehen, Radfahren oder Gartenarbeit. Wenn der Körper mit der Zeit fitter wird, kommen auch intensivere Bewegungsarten in Betracht, z. B. in einer angeleiteten Trainingsgruppe. Auch hier sollte man darauf achten, die Intensität eher langsam zu steigern.
Stark adipöse Menschen (BMI über 35 kg/m2) sollten Sportarten auswählen, die die Gelenke nicht belasten, z. B. Radfahren oder Schwimmen. Eine Untersuchung bei der Ärztin, dem Arzt kann ausschließen, dass keine gesundheitlichen Gründe gegen das Bewegungsvorhaben sprechen.
Verhaltenstherapie
Die meisten Menschen haben Schwierigkeiten dabei, langjährige Lebensgewohnheiten zu verändern. Auch wenn der Wille anfangs stark ist, fällt es vielen mit der Zeit schwerer, an den gewünschten Abnehm-Zielen festzuhalten. Eine Verhaltenstherapie kann in solchen Fällen helfen.
Mithilfe einer Verhaltenstherapie kann man bestimmte Verhaltensmuster erkennen, die zur Adipositas beigetragen haben. Anschließend geht es darum, diese Verhaltensmuster zu verändern. In einer Verhaltenstherapie lernt man z. B.,
- wie man das eigene Verhalten beobachtet,
- wie man sein Ess- und Bewegungsverhalten für einen langfristigen Abnehmerfolg flexibel kontrolliert,
- wie man Spielräume ermöglicht, anstatt sich zeitlich begrenzten starren Diätvorschriften zu unterwerfen,
- wie man sich für Erfolge belohnt,
- wie man seinen Umgang mit Lebensmitteln verändert ‒ vom Einkaufen angefangen bis hin zum Verzehr,
- wie man falsche Denkmuster erkennt, die einer besseren Selbstakzeptanz im Wege stehen und einen am langfristigen Abnehmen hindern,
- wie man mit Rückfällen umgeht, bei denen es zu einer erneuten Gewichtszunahme kommt.
In der Verhaltenstherapie vereinbaren Patientin und Therapeut gemeinsam Ziele für die Verhaltensänderung. Diese Ziele sollen keinen Druck erzeugen. Vielmehr dienen sie dazu, die Adipositas-Behandlung zu überprüfen und gegebenfalls zu verändern. Familie oder Freunde können zur Unterstützung der Betroffenen in die Verhaltenstherapie einbezogen werden.
Apps zum Abnehmen
Gesundheits-Apps für Smartphones oder Tablets sollen Menschen mit Adipositas dabei unterstützen, ihre Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten zu verändern und abzunehmen. Ärztinnen und Psychotherapeuten können bestimmte Apps auch auf Rezept verschreiben. Die Kosten für solche ausgewählten Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGa) werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Derzeit hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte für Menschen mit Adipositas folgende Apps zertifiziert und in ihr Verzeichnis für Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA-Verzeichnis) aufgenommen oder vorläufig aufgenommen. „Vorläufig“ bedeutet: Es liegen erste Hinweise vor, dass die Apps beim Abnehmen helfen können. Der tatsächliche Nutzen muss aber noch wissenschaftlich nachgewiesen werden.
Medikamente
In bestimmten Fällen können zusätzlich Medikamente eingesetzt werden, um das Körpergewicht zu senken bzw. die Adipositas zu behandeln. Medikamente kommen erst dann in Betracht, wenn mit einer Ernährungsumstellung und mehr Bewegung allein kein ausreichender Abnehmerfolg eintritt. Denn Medikamente können Nebenwirkungen haben. Auch die langfristigen Effekte der einzelnen Medikamente sind noch nicht hinreichend untersucht.
Bei übergewichtigen Personen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von über 28 werden Medikamente nur dann empfohlen, wenn zusätzliche Risikofaktoren oder Begleiterkrankungen, zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hoher Blutdruck oder Diabetes Typ 2, vorliegen. Die Behandlung mit Medikamenten erfolgt dann zusammen mit der Basistherapie, also einer gesünderen Ernährung und mehr Bewegung.
In Deutschland sind derzeit folgende Wirkstoffe zur längerfristigen Adipositas-Behandlung zugelassen: Orlistat, Liraglutid, Semaglutid und ein Kombinationspräparat, das die beiden Wirkstoffe Bupropion und Naltrexon enthält. Medikamente mit diesen Wirkstoffen werden zusätzlich zur Basistherapie – Ernährungsumstellung und Bewegung – eingesetzt.
Die Medikamente unterscheiden sich in ihrer Wirkungsweise und Verabreichung
Die Entscheidung gemeinsam mit der Ärztin, dem Arzt abwägen
Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wird Sie zum Nutzen und Schaden einer Adipositas-Behandlung mit Medikamenten beraten, wenn eine solche Therapie infrage kommt. Gemeinsam mit dem Arzt, der Ärztin können Sie auch besprechen, welches spezielle Medikament am besten für Sie geeignet ist.
Operationen
Chirurgische Eingriffe werden vorgenommen, um in kurzer Zeit eine große Gewichtsabnahme zu erreichen. Zu den möglichen Operationen zählen der Magenbypass, die Magenverkleinerung und das Magenband. Diese Operationen zur Gewichtsverringerung werden auch bariatrische Operationen genannt. Sie kommen jedoch nur bei schwerer Adipositas zum Einsatz.
Grafik "Bei wem kommt ein operativer Eingriff in Betracht?" als PDF
Eine Operation zur Gewichtsabnahme ist mit Risiken verbunden. Deshalb wird der Arzt, die Ärztin im Vorfeld mögliche Vor- und Nachteile gemeinsam mit der Patientin, dem Patienten genau besprechen. Das Für und Wider einer Operation sollte gut abgewogen werden.
Je nach Art der Operation kann es zu unterschiedlichen Komplikationen und Folgebeschwerden kommen. Außerdem sind nach dem Eingriff eine gute Betreuung und regelmäßige Kontrolluntersuchungen erforderlich – womöglich auch ein Leben lang.
Auch nach einer Operation muss eine Basistherapie aus Ernährungsumstellung und Bewegung beibehalten werden. Dafür erhalten Menschen mit Adipositas eine Ernährungsberatung. Eventuell müssen sie auch Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, um Mangelerscheinungen vorzubeugen. Denn der Verdauungstrakt nimmt Vitamine und Nährstoffe nach bestimmten Operationen zur Gewichtsabnahme nur noch eingeschränkt auf. Möglicherweise kann man für einige Wochen keine feste Nahrung zu sich nehmen oder es kommt zum Flüssigkeitsmangel.
Auch bestimmte Medikamente dürfen nach einer Operation eventuell nicht mehr eingenommen werden: zum Beispiel Aspirin, Ibuprofen, Naproxen und andere Entzündungshemmer. Es kann auch der Fall eintreten, dass bestimmte Aktivitäten im Beruf oder Haushalt für ein paar Wochen nach der Operation nicht ausgeübt werden können.