Mein Name ist Dietmar Peters, ich bin 1960 geboren, ich leide seit nunmehr 20 Jahren an einer rezidivierenden generalisierten Angststörung, die einhergeht mit depressiven Perioden. Es gab Phasen, wo es wirklich jeden Tag so war. Da konnte ich nicht vor die Tür. Das hat dazu geführt, dass ich mitunter völlig entscheidungsunfähig war, handlungsunfähig war. Aufgrund eben meiner Situation war ich kurz davor, mir das Leben zu nehmen.
In dem Moment, wo meine Tochter geboren wurde und meinen kleinen Finger nahm und ihn festhielt, stand für mich der Entschluss fest: Ich mache weiter.
Ich war fast 35 Jahre bei der Polizei, vornehmlich Kriminalpolizei, bis ich da halt dann aufgrund meiner Diagnose, also Erkrankung vorzeitig in den Ruhestand getreten bin.
Jeder Mensch findet seinen eigenen Umgang mit der Krankheit. Dieser Film ist ein persönlicher Erfahrungsbericht und stellt keine Empfehlung dar.
Also ich bin nun mehr seit fast 20 Jahren in psychotherapeutischer Behandlung, zeitweise auch mit Medikamentenunterstützung. Genau genommen 2011 wurde dann die wirklich endgültige Diagnose gestellt für meine Symptomatik und dann ging's bergauf.
Ich habe mich reduziert auf das
Wesentliche, auf das wirklich wesentlich Notwendige. Ich habe mein Haus verkauft, ich habe mich auf eine kleine Wohnung reduziert.
Meine ganz eigene Strategie der Vorsorge bedeutet für mich, dass ich nichts - soweit möglich - dem Zufall überlasse. Ich sorge dafür, dass mein Tank, mein Benzintank immer mindestens halb voll ist. Ich buche zum Beispiel einen Parkplatz, dafür gibt es eine App. Also ich brauche dieses Gefühl, den Überblick zu haben und das gibt mir die Sicherheit.
Ich gehe abends relativ früh schlafen, eigentlich immer zur fast identischen Uhrzeit. Ich stehe morgens sehr früh auf. Ich habe bestimmte Zeiten, wo ich zum Sport gehe. Täglich mache ich mein Fitnessprogramm, ich besuche regelmäßig Selbstverteidigungskurse. Ich bin fit, ich bin gesund, ich ernähre mich vernünftig, ich kann mich mit allen Situationen auseinandersetzen. Das erzeugt bei mir ein immenses Gefühl von Sicherheit.
Derzeit wirkt sich meine Erkrankung in der Form aus, dass ich tagsüber die Kontrolle habe, alles läuft perfekt, ich gehe alles an, ich gehe niemanden und nichts aus dem Weg. Nachts allerdings habe ich sehr, sehr große und starke Albträume, wo ich tatsächlich auch dieses Angstgefühl wieder habe mit einer Stärke, dass ich sogar wach werde. Ich bleibe dann aber nicht im Bett liegen und warte ab, bis es weg ist, sondern ich stehe auf, mache mir irgendwas zu essen oder ich habe auch sogar schon mal gebügelt, weil
mich das runtergebracht hat.
Wenn ich merke, da kommt wieder was, realisiere ich einfach mal meine Realität, in der ich zurzeit lebe. Also ich stelle fest, mir geht's eigentlich ganz gut, ich bin gesund, es ist alles in Ordnung. Und diese Kombination von Atemtechnik und eben das Realisieren des wahren
Lebens, damit bekomme ich das in Griff.
Meine 20-jährige Erfahrung mit meiner Erkrankung hat mich zu der Überzeugung gebracht, dass man trotzdem sehr gut leben kann, sehr zufrieden sein kann, sehr glücklich sein kann. Man sollte allerdings oder ich für meinen Teil halte mich einfach an Spielregeln, die ich mir selbst auferlegt habe. Mein roter Faden, meine Disziplin, auch meine Vorsorge und mich auf das zu reduzieren, was ich wirklich brauche und alles, was mich belastet, was in mir ein Gefühl von Unwohlsein, von Überforderung erzeugt, das weise ich von mir, lehne es ab und schütze mich auch davor.
Wir bedanken uns für diesen sehr persönlichen Einblick.
Weitere Informationen finden Sie unter www.stiftung-gesundheitswissen.de
Wissen ist gesund.