Ich bin 1953 geboren und habe etwa 2002 angefangen viel Alkohol zu trinken. Ich habe hin und wieder überlegt, bist du jetzt Alkoholikerin, bist du keine. Ich habe oft darüber nachgedacht, wann für mich der beste Zeitpunkt gewesen wäre, aufzuhören mit dem Alkohol. Ich brauchte auch einige Jahre, um endgültig trocken zu werden und bin jetzt seit 2015 trocken.
Trotz mehrerer Aufenthalte in Suchtkliniken und etlicher Entgiftungen habe ich gemerkt, ich komme von dem Alkohol nicht weg. Ich habe immer wieder ganz starkes Bedürfnis zu trinken und bin dem auch nachgegangen und fing an mich selber dafür zu hassen.
Für mich ganz wichtig war die Hilfe, die ich dann angenommen habe und das dann auch so lange in Anspruch zu nehmen, bis ich gemerkt habe, jetzt hast du einen Abschluss, wo du alleine weiter machen kannst. Eine große Hilfe dabei war mir dann die Caritas, wo ich dann im betreuten Einzelwohnen war durch viele Angebote, wie Einzelgespräche, Gedächtnistraining, Sportangebote zwischenzeitlich, eine Kochgruppe, monatliche Ausflüge und sogar eine Urlaubsreise haben mir wieder neuen Lebensmut gegeben, weil ich auch Anerkennung bekam, die ich im Arbeitsleben nicht mehr erfahren hatte.
Ein Hauptgrund dauerhaft trocken zu bleiben ist für mich, dass ich wieder Kontakte zur Außenwelt habe, dass ich Spaß-bringende Ehrenämter habe, dass ich für mich viele Ausflüge mache, dass ich auch wieder Reisen mache. Dass es mir gelingt, meine Ziele, die ich mir von Jahr zu Jahr setze, das willst du machen, auch durchziehe. Und das gibt mir auch wieder Selbstbewusstsein und hilft sehr stark dabei, wirklich auch die Finger vom Alkohol zu lassen. Auch, wenn jetzt mal der Wunsch da ist.
Wenn ich an die Zeit denke, wo ich getrunken habe, das geht mir natürlich niemals aus dem Kopf, ich denke ganz oft, du warst eine eklige Säuferin. Das klingt hart, aber vielleicht ist das, denke ich, manchmal auch mit ein Grund, so standhaft zu bleiben. Was ich erreicht habe, will ich überhaupt nicht mehr aufs Spiel setzen, weil ich genieße das Leben jetzt so wie es ist.